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Der Sinn des endzeitlichen Redens Jesu

Die im Evangelium dieses Sonntags von Jesus angekündigten Zeichen des „greifbaren“ endzeitlichen Geschehens sind bereits eingetreten. Die Realität belegt das. Unter Jesu Namen sind schon ganze Heilsarmeen aufgetreten. Noch immer erheben sich Völker gegeneinander. Erdbeben zerstörten kürzlich ganze Städte in Mittelitalien. Hungersnöte sind so alt wie die Menschheit selbst. Die mächtigen Zeichen am Himmel sind eine Frage der Interpretation. Für den Glauben an Christus verfolgt zu werden, ist aktuell auch eine traurige Realität, wenn von den Medien auch nur marginal wahrgenommen. Christsein spaltet Familien konkret in kommunistischen Regimen, und als Christ gehasst zu werden ist in einer Pluralität der Religionen auch keine Seltenheit.

Eine fantastische Annahme: Wenn unser Planet schon im All verpufft wäre, befänden sich vielleicht einige von uns im Reich Gottes oder aber eventuell auch niemand, da es den Himmel ja vielleicht doch nicht gibt. Das würde allerdings keiner merken, weil wir dann ja einfach nur tot wären und eine nicht vorhandene Nachwelt auch nicht wissen könnte, dass unser christlicher Auferstehungsglaube schlicht eine Täuschung gewesen ist. Aber wir existieren ja noch, und alles ist noch offen! Lassen uns unsere Realitäten um uns herum annehmen, dass die von Jesus  angekündigten Zeichen der „Endzeit“ doch nicht so bedrohlich sind, oder kommt es vielleicht doch noch dicker? Oder sind diese Ankündigungen nur ein rhetorisches Mittel gewesen, um die Aufmerksamkeit der Jünger zu steigern?

Was mögen die Zeitzeugen Jesu, die vor rund 2000 Jahren gelebt haben, bei solchen Androhungen empfunden haben? Ich glaube: Angst! Und auch ich heute empfinde diese Worte keineswegs als kuschelig. Aber wäre dann das Evangelium nicht eine Drohbotschaft? Die Kernaussage Jesu, die hinter diesen krassen Worten aufscheint, ist aber keine Drohung. Sie lautet: „Und doch wird euch kein Haar gekrümmt werden“ (Lk 21,18). Anders formuliert klingt diese frohe Botschaft so: Vertraut auf Gott auch angesichts der aktuellen Katastrophen, von denen jede einzelne eine gewisse Endzeitlichkeit in sich birgt. Vertraue mit Haut und Haaren, denn Christus erwartet ein grenzenloses Vertrauen.

Keine Verharmlosung

Mit dieser Aufforderung verharmlost Jesus aber weder die Realitäten, noch macht er Gott zu einem kuscheligen „Rieseneichhörnchen“ – im Gegenteil: Gott ist der Einzige, vor dem wir uns neigen müssen, um in der Verneigung seine nicht zu begreifende Macht zu ehren und unser Miteinander als Menschen so zu justieren, das Gott erkennbar der in allem Mächtige bleibt.

Erschienen in: Katholische SonntagsZeitung für Deutschland, 12./13. November 2016
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