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Das Wir-Gefühl in eigenen Händen

Es ist schön ein Aachener, ja selbst ein Wahl-Aachener zu sein. Denn unsere Jungs haben es geschafft. Wir sind im Pokalendspiel, Berlin ruft, und so viele Fans wie in diesen Tagen hatten die Kicker in Schwarz und Gelb noch nie. Wir Aachener sind eben sportlich.

Damit aber nicht genug. Wir sind heute mit unserem Karlspreis beim Papst in Rom, oder genauer gesagt, Vertreter des Karlspreisdirektoriums verleihen heute unseren Preis an seine Heiligkeit Johannes Paul II. Diese Auszeichnung wird bekanntlich Persönlichkeiten verliehen, die in hervorragender Weise an dem immer größer werdenden Haus Europa mitbauen. Wir Aachener sind eben europäisch.

Sei die Frage erlaubt, ob ein solches „Wir“ uns Aachener wirklich wesentlich verbindet, oder handelt es sich bei der momentan so hoch im Kurs stehenden Wir-Befindlichkeit um eine von punktuellen Emotionen getragene Redensart.

Gibt es die Seelenverwandtschaft der Menschen einer Stadt wirklich, die ein Wir-Gefühl beseelt. Sind wir Aachener mehr als eine zufällige urbane Komprimierung von menschlichen Wesen an heißen Quellen.

Unser Oberbürgermeister betonte in den vergangenen Tagen, dass – bezogen auf vergleichbare Städte – Aachen durch Karlspreis und Sport eine ungewöhnlich intensive Außenwirkung habe. Recht hat er.

Der Karlspreis steht für eine vom Christentum hervorgebrachte zwischenmenschliche Akzeptanz, die Völker, Religionen und Kulturen in einem verlässlichen Bund vertrauenswürdiger Staaten solidarisch leben lässt.

Wettkämpfe, wie der Fußball, geben Sportlern ein Gesicht, die wegen der Freude am Spiel ihre physischen und psychischen Kräfte fair miteinander messen wollen.

Wer für die europäische Idee einen Preis auf der Weltbühne verleiht und sportlich im Rampenlicht steht, dem darf auch Verantwortung zugetraut werden. So auf die Karlspreisverleihung in Rom und das Fußballspiel in Berlin geschaut, könnte vom Aachener gesagt werden, er strebe das faire Miteinander an, liebe die Akzeptanz der Verschiedenheit und sei solidarisch um der Gemeinschaft willen.

Diese Kompetenz und Leidenschaft allerdings delegiert der Aachener weder auf seine Fußballmannschaft noch auf sein Karlspreisdirektorium.

Das nimmt der Aachener lieber gemeinschaftlich in die Hand. Oder sehen Wir das anders.

Quelle: Aachener Zeitung, 24.03.2004.
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