Clara Fey und ihre Gemeinschaft der „Schwestern vom armen Kind Jesus“
Clara Fey, in wohlbehüteter Umgebung als Fabrikantentochter groß geworden, war selbst noch ein Kind, als sie fast täglich mit dieser anderen Realität in ihrer Heimatstadt Aachen konfrontiert wurde, diese ihr noch fremde Realität, arm, heimatlos und dreckig zu sein. Keine 500 Meter von ihrem schönen Zuhause entfernt vegetierten gleichaltrige Kinder im Dreck der Straße vor sich hin. Diese „Schmuddelkinder“ nutzten den Wohlhabenden der damaligen Gesellschaft nur als „Brennholz“ ihrer aufstrebenden Industrie, der Lizenz Geld zu drucken. Noch heute zeugen auch in Burtscheid „Baudenkmäler“ von dieser damaligen industriellen Entwicklung.
Ok., weiter im Text: In den Gründungsjahren der Ordensgemeinschaft versuchte Clara die schutzlosen und verwahrlosten Kinder noch in Pfl egefamilie unterzubringen, dieses Bemühen allerding stieß schon früh an Grenzen. Es kristallisierte sich immer mehr die nachhaltigere Beheimatung der Kinder in Erziehungsanstalten heraus, wie man früher einen solchen „Familienersatz“ nannte. In so bezeichneten „Anstalten“ war die leibliche Versorgung der Kinder gewährleistet. Darüber hinaus konnte so auch für ihr geistliches Wohl gesorgt werden, und damit verbunden hatte die Bildung der Kinder hier einen neuen Gestaltungsraum. So wurde den Kindern die Chance gegeben, diesen Ort, an dem sie „ganz“ vorkommen durften, ihr zu Hause nennen zu können.
Claras pädagogisches Konzept: Kinder als das höchste Gut einer Gesellschaft zu betrachten, Kindern das Recht zuzusprechen sich entfalten zu können, Kindern ihr Kind sein nicht zu nehmen. Claras eigene Rede:
„…Gute Aufsicht halten ist notwendig, doch muss es eine solche sein, die die Kinder nicht beengt und bedrängt, sondern man muss gerne sehen, dass die Kinder spielen, ja auch mal lärmen…“ (Aus: Konferenz, 3. Sept. 1882)
Durch diese Sichtweise auf das Kind, die vom Bedürfnis des Kindes her Ausschau hält nach dem, was das Kind braucht, eröffnete sich eine ganz neue Perspektive. Clara entdeckte in diesen „Straßenkindern“ nicht „nur“ die Unverwechselbarkeit und Einmaligkeit eines jeden einzelnen Kindes, mehr noch, Clara entdeckte in ihnen das Christuskind, das Kind von Betlehem, den Sohn Gottes. Der Anblick des Kindes wurde für Clara zur Gottesschau, Gott zeigt in diesen Kindern Gesicht.
So hinzuschauen war damals und wäre auch heute keine naive Romantik, sondern Wertschätzung dem großen göttlichen Geschenk gegenüber: Dem Kind!
Den Kindern gerecht zu werden, ihnen faire Chancen zu geben und sie gewaltfrei zu erziehen, war für Clara der Weg, diesem Christus nahe zu sein. In der biblischen Sprache des 1. Johannesbrief klingt dieses „Jesus nahe sein“ so: „Die Liebe lässt erkennen“ „dass wir in ihm bleiben und er in uns“. Dieses „in ihm bleiben“, lateinisch „manete in me“ wurde zum „Wahlspruch“ der Ordensgemeinschaft, ihr Alleinstellungsmerkmal bis heute und nicht nur in deren pädagogischen Arbeit.
Das Kind war in der Gemeinschaft über all Thema, so auch im Kunsthandwerk besonders auch in der Gestaltung von Krippenfiguren, die sich bis heute erhalten haben.