Gerade jene Mitglieder, die sich pax christi in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten mit Verstand, aus Lebendigem Glauben und mit Herzblut gewidmet haben, in den Gruppen vor Ort geschuftet und auf Bundesebene mit entschieden haben, können sich diese Initiative des Friedens nicht wegdenken. Doch jedes Kontinuum ist relativ gemessen an den Menschen, die es tragen. Und da stehen wir nun vielerorts und fragen: „Wie wird es mit pax christi weitergehen, angesichts der Überalterung ihrer Mitglieder und des schwindenden Interesses jüngerer Menschen, sich auch strukturell für den Frieden zu engagieren?“
Diesem Faktum entsprechend muss die Selbstreflexion unserer Bewegung gekoppelt bleiben an die Frage: Wer sind wir und was wollen wir? Mit der Beantwortung dieser Frage aber, bleibt eine andere zentrale Frage noch offen: Was könnte uns zukünftig für jüngere Generationen attraktiv und alternativlos machen?
Die Sinusstudie z.B., die unsere Gesellschaft tendenziell in Milieus aufteilt, ist hilfreich bezüglich der Frage: Wie können wir mit unseren Themen und der Art, wie wir sie präsentieren, wen erreichen und wen nicht? Grundsätzlich aber müssen wir uns eingestehen: Wir stehen vor dem Problem, guten alten Wein in neuen Schläuchen präsentieren zu müssen, damit die jüngere Generation lustvoll auf den guten alten Wein, sprich unsere Friedensintention schaut, und Geschmack findet.
Ein tragbares, modernes Gewand
Wer nach der Zukunft von pax christi fragt, muss konventionell (soziologisch /empirisch) und unkonventionell (christlich/kreativ) fragen.
Konventionell gefragt sind wir – der Sinusstudie entsprechend – genau für die Milieus attraktiv die sich auch auf unseren Versammlungen einfinden. So aufgestellt werden wir jedoch langsam aber sicher von der Bülme der letzten Friedensbewegten abtreten.
Dabei dürfte doch allen klar sein, dass nur eine nachhaltig unverwechselbare und so eindeutige Intention pax christi zukünftig qualifizieren kann. Braucht unsere Botschaft von daher nicht auch eine „moderne“ Gestalt, die auch einen Mehrwert für den darstellt, der sich darauf einlässt? Die Lasten aller Brandherde des Unfriedens in dieser Welt bündeln und dann mit aller Kraft dem etwas entgegen setzen zu wollen, ist für junge Menschen die Keule, mit der jener zarte Trieb, Friedensarbeit erst einmal nur schnuppern zu wollen, erschlagen wird.
Friedensarbeit braucht für die junge Generation ein Gewand, das tragbar ist. Es wird gewoben sein müssen aus der gemeinsamen Idee und dem Erleben von Gleichgesinnten, Anerkennung, Gestaltungsfreiraum und Übersichtlichkeit. Das Unerwartete und Ungewöhnliche wird allerdings zentraler Aspekt sein, warum junge Menschen mit einer Idee auffallen wollen. Den Aspekt des Unerwarteten rnüssen wir, so glaube ich, neu entdecken.
Die Weihnachtsbotschaft lässt unkonventionell hinsehen: Gott legt der Welt ein Kind in den Schoß. Dieser Schoß ist nicht Weltenschoß, sondern die unendlich empfindliche Stelle unseres Leibes, unseres Geschlechtes, unserer Nacktheit. Das Kind ist kein Allerweltskind, sondern die Nacktheit des Anderen, seine Verletzbarkeit. sein ungeschütztes Geschlecht. Dieses Kind ist die Provokation zur Zivilcourage vor Ort, dem Friedenseinsatz für konkret Bedrohte in Reichweite, der für junge Menschen erlebbar ist und „angezogen“ werden kann, gegen den Mainstream.
Konkretes Friedensengagement aber verlängert sich in die Erkenntnis hinein, sich auch für den Frieden an feinen Orten unserer Welt zu engagieren, nicht nur weil jeder ferne Ort des Unfriedens, so die Einsicht. morgen ein konkreter Ort der Krieges vor unserer Haustüre sein könnte.
Freiraum für eigene Formen
Friedensarbeit ist fassbar in Parolen, Sammlungen, Bazaren, Aufrufen, Protestaktionen und Gesprächskeisen, in Broschüren, Versammlungen, Werbeaktionen usw. Wir sollten aber auch entschieden der jungen Generation einen Raum schaffen, auf ihre Weise für den Frieden zu rappen, zu skaten, in Hip Hop zu schmusen, eben dem Friedensengagement ihrer Art entsprechend ihr Gesicht zu geben und sie spüren lassen: Engagement für den Frieden ist cool!