Man könnte mit Blick auf die Situation der törichten Jungfrauen im Gleichnis summieren „dumm gelaufen“, oder etwas anspruchsvoller bemerken „wer zu spät kommt, den straft das Leben“.
Vordergründig ist mit diesen Feststellungen die Pleite der Jungfrauen, das Fest aus eigener Dummheit verpasst zu haben, ins Wort gebracht.
Aber hier geht es nicht nur um ein Zu spät, sondern es geht auch um den Respekt vor der eigenen Erwartung.
Die Törichten haben das Faktum Warten als Bestandteil ihrer Erwartung nicht ernst genommen. Sie haben den Faktor Geduld als Element der Erwartung nicht mit eingerechnet. Daraus folgte das ihre Kalkulation der vorzuhaltenden Ölmenge falsch war, und in Folge das Licht aus.
Wer Erwartung hegt, wer auf etwas wartet, der sollte den Faktor Wartezeit mit einkalkulieren. Etwas zu erwarten bedeutet immer auch Lebenszeit zu investieren, weil das zu Erwartende erwartet werden will.
Wartezeiten sind unterschiedlich lang und werden oft kulturell gewachsen unterschiedlich eingeordnet zwischen verschenkter und zu gestaltender Zeit.
Die Christinnen und Christen sind Profis was das Warten angeht, auch wenn sie sich dessen nicht immer bewusst sind.
In Jahreszahlen gemessen warten sie gemeinsam schon über 2000 Jahre. Wie lange jeder einzelne schon warten hängt vom eigenen Alter ab. Worauf der Christenmensch wart? Er wartet auf die Wiederkunft Christi, stimmt doch, oder?
Das diese Wartezeit keine verschenkte, sondern gestaltete Zeit ist, verdichtet das Dritte Hochgebet der Eucharistiefeier:
„Wir verkünden sein heilbringendes Leiden, seine glorreiche Auferstehung und Himmelfahrt und erwarten seine Wiederkunft.“
So verbringen Christen Wartezeit, verkündigend und ihr treu entsprechend handelnd.