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Christ König

Faxbox-Predigt zu Christkönig 2001

Das Geschehen in den Fußgängerzonen unsere Städte, die Dekorationen der Geschäften in denen wir in diesen Tagen einkaufen und die nun langsam aber sicher beginnenden Weihnachtsmärkte machen uns unmissverständlich deutlich: Weihnachten steht vor der Tür.

Das öffentliche Erscheinungsbild unserer Gesellschaft mimt fünf Wochen vor Weihnachten, natürlich nur in vorauseilendem Gehorsam, worum es an den bevorstehenden weihnachtlichen Festtagen zu gehen hat. So erstrahlen schon jetzt eine Fülle von Kerzen, Lichterketten und ganz neu kreierte Lichtkörper, die nicht nur die ersten Kerzen der Adventkränze, bevor diese überhaupt angezündet sind, in den Schatten stellen. Überall zeigt sich unser Land in festlichem Lichterglanz gewandet, und stellt uns indirekt vor die Frage, wem kann da noch ein Licht aufgehen?

Da macht in den vergangenen Tagen aber doch noch ein kleines Licht für einen Augenblick von sich reden.
Denn in dieser Weihnachtszeit vor Weihnachten ist ein kleines Licht mit großer Symbolkraft auf dem Weg von den alten griechischen Tempeln Olympias, wohl nicht nach Bethlehem sondern nach Salt Lake City in den USA. Diese Fackel ist kein Irrläufer, der auf dieser Route Bethlehem einfach verpassen muss, und sie ist auch nicht dazu bestimmt, den Menschen den weg zu Christus zu weisen! Nein, diese Flamme kündigt die Olympischen Winterspiele des kommenden Jahres an, die wohl wiedereinmal einige Millionen Menschen in ihren Bann ziehen werden, und es ist stark genug in den vergangenen Tagen die Titelseiten der Tagespresse zu schmücken. Dieses kleine Licht aber, ist schon vor der Geburt Jesu der Ausdruck für eine der größten Hoffnungen der Menschen gewesen, die Menschheit im gemeinsamen spielerischen sich messen zum Frieden führen zu können.

Nun aber ist die Verwirrung der Gefühle perfekt, wenn wir neben der verfrühten Weihnachtszeit, einer vor sich her dümpelnden Adventszeit, und dem olympischen Gedanken, der schon jetzt Anlauf nimmt, nun auch noch das zentrale Thema des heutigen Evangelium, Christus am Kreuz, vor Augen geführt bekommen.

Doch all diese aktuellen Phänomene haben eine sekundäre Gemeinsamkeit. Sie klar zu sehen ist ihnen verwehrt!
Eher zufällig wollte die diesjährige Entzündungszeremonie des olympischen Feuers in Griechenland nicht so recht klappen! Wo zündet man eigentlich diese Fackel des Frieden an? Natürlich an der Sonne, der Größe des zu verkündenden Ereignisses angemessen. So ist es mit der Zeit Brauch geworden, mittels eines Parabolspiegels, Energie der Sonne auf den noch kalten Docht der olympischen Fackel zu bündeln, um sie so zu entzünden. Wolken am Himmel allerdings verhinderten diese imposante Zeremonie und den Organisatoren dieses Schauspiels blieb nichts andres übrig, als zum Feuerzeug zu greifen, denn der verdeckte Himmel ließ keine klare Sicht zu, und so mißlang was der Mensch so sinnfällig plante!

So vernebeln andere Wolken die Weihnachtszeit vor Weihnachten, auch Adventszeit genannt. Fettige Wolken aus den Pommesbuden, Dämpfe aus großen Bratpfannen, süßliche Dünste aus Waffeleisen, eben all das, was als große schwere Glocke über jedem Weihnachtsmarkt liegt.
Hier ist der erwartende und hoffende Blick einer besinnlichen Adventszeit in munterem Treiben ad absurdum geführt!
Aber auch das heute im Evangelium vor uns aufgerichtete Kreuz Christi verdunkelt ein wenig unsere langsam aufkeimende vorweihnachtliche Stimmung, da es eher an Karfreitag erinnert als an das Kind in der Krippe, von dem wir vorgeben es als unseren Erlöser endgültig noch zu erwarten.

Und dann noch der Spott der Mächtige neben und unter dem Kreuz der dieses Christusereignis eintaucht in ein bizarr verzerrendes Licht.
Verhüllung, Verdunkelung, Bewölkung Überlagerung unterschiedlichen Ursprungs lassen hier das Wesentliche dieser Ereignisse in den Hintergrund treten!

Deshalb gilt es zu fragen:
Ist nicht die an der Energie der Sonne entflammte Fackel deshalb ein Symbol für den Frieden in einer unfriedlichen Welt, weil sie uns daran erinnert, dass alle Menschen von dieser einen Sonne gewärmt werden. Dieser Frieden aber immer wieder durch den absolut gesetzten Macht- und Besitzanspruch der stärkeren Menschen verdunkelt wird, und so ein friedvolles Miteinander der Menschen in den unterschiedlichsten Strukturen unmöglich macht.

Ist nicht die Adventszeit jene Zeit, die den Menschen das Gefühl wiedergeben will etwas erwarten zu dürfen, das der Mensch sich selbst nicht geben kann? Statt dessen wird alles finanzträchtige getan, um diese Erwartungen vordergründig aus eigener Kraft zu befriedigen! Ist nicht eine ständig vernietlichte Weihnachtszeit, die stehen bleibt bei Krippe, Lichterbaum und Geschenken der Versuch, die Tragik des Kreuzes, auf die dieses Kind zugeht, nicht wahrhaben zu wollen? So aber sind wir leicht geneigt die Ernsthaftigkeit des auf uns zukommen Gottes zu verdunkeln!

Und ist nicht der Spott der Menschen unter dem Kreuz Jesu das Zeugnis dieser in ihrer Existenz verunsicherten Menschen, die an diesem Kreuz nur Versagen sehen, nicht aber die konsequente Liebe Gottes!
Der oft verstellte Blick des Menschen, nicht mehr sehen zu wollen als das, was für seine nächsten drei Schritte zu reichen scheint, verdunkelt immer wieder das Notwendende. Das Olympische Feuer symbolisiert die Sehnsucht der wohl meisten Menschen in Frieden leben zu wollen. Doch das Scheitern dieser Sehnsucht liegt nicht in der „Zufälligkeit“ einer Wolke am Himmel, sondern in der Verdunkelung dieser Sehnsucht durch die Egoismen unterschiedlichster Interessen.

Der Advent steht für die Grunderkenntnis des Menschen, aus sich selbst heraus nicht heil sein zu können. Doch immer wieder verdrängt er seine eigene Hoffnung durch seine Überheblichkeit zu meinen, sich selbst mit dem Heil beschenken zu können.

Die Weihnachtszeit wird von manchem Mitmenschen als unrealistisch abgetan. Andere wiederum verpacken sie in eine Romantik des Augenblicks, da sie den klaren Blick auf die Konsequenz der Menschwerdung Gottes nur schwer ertragen können.

Wir flüchten oft aus sehr verschiedenen Gründen in das immer wieder gleiche Phänomen der Unschärfe, weil wir die Faktizität unserer Glaubenswahrheiten und Lebenswahrheiten oft nur schwer ertragen können.

Doch jede wie auch immer geartete Wolke hat keine Chance vor der Klarheit des Mensch gewordenen Gottes in Jesus Christus.
Die Worte vom Kreuz, die Christus dem einem Mitverurteilten zuspricht der ihn bittet: „…denk an mich, wenn du in deiner Macht als König kommst“ sind klar!
„Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“
Diese Botschaft des Christkönigsfestes deckt auf, was letztendlich von uns nichts verdunkelt werden kann:

Wir Menschen sind Advent, erwartende Hoffnung!
Gott macht uns zu Menschen der Weihnacht, so bekommt unsere Hoffnung Hand und Fuß.
Der Karfreitag ist die Gottesferne des Menschen, nur aus ihm heraus ist uns Heil zugesprochen das jeder für sich erhoffen darf.
Deswegen macht auch die Kleine Flamme über Olympia hinaus Sinn; Gebt nicht auf sogar für den Gedanken des Friedens zu spielen!
So aber bleiben wir immer Menschen des Advents, die dem entgegengehen, den wir heute als Christus König feiern.

Diese Ansprache erschien als Faxbox-Predigt des Bergmoser + Höller Verlags.

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