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Begegnen, erinnern, Partei ergreifen

Elemente der Predigt in der Berliner Kathedrale anlässlich der Eröffnung des Pax Christi Sekretariats am 29. Januar 2009

Bewegungen zwischen Menschen brauchen exponierte Orte, an denen ihre Intentionen und Motive gebündelt werden können, präsent sind, kommunizierbar und so auch abrufbar. Solche Orte braucht auch pax christi, und ein zentraler ist nun neu geschaffen worden: in Berlin im Schatten der katholischen Bischofskirche.

Bewegungen bewegen sich nicht selbst. Menschen mit dem Blick über ihre Orte hinaus bewegen pax christi: in den Gruppen vor Ort, in den Bistümern sowie in der deutschen Sektion. Deren lokale Verortung wollen wir in der deutschen Hauptstadt der Öffentlichkeit näher bringen.

Nur durch das zusammengelegte Engagement von Menschen, die handeln, kann Gerechtigkeit und Frieden kompetent und folgenreich fort existieren. So können Menschen einander bewegen, in dieser Bewegung einander mitnehmen, um in unserer Gesellschaft etwas zu bewegen. Mit ihren Gesichtern bekommt das Engagement für Frieden und Gerechtigkeit ein konkretes, freundliches Gesicht.

Vier Handlungsoptionen von pax christi

Erinnerung: beispielsweise an den in dieser Kathedrale beigesetzten und nicht nur hier verehrten Bernhard Lichtenberg und sein Martyrium.

Physische Präsenz: in Krisenregionen, an Orten der Erinnerung, der Versöhnung, der Aufarbeitung (Einsatzorte für Friedies und Fridas sowie Friedensfachkräfte), des Mahnens oder „nur“ an Orten wie in Fußgängerzonen und auf Plätzen, um weiter in der Bevölkerung zu werben in Sachen Frieden und Gerechtigkeit, interessiert zu sein, „Interesse“ zu wecken für die Sache, zum Wohl aller Menschen dazwischen zu sein.

Partei ergreifen gegen Ungerechtigkeit und Ausbeutung: gegen das Vergessen, gegen Falschdarstellungen in der Geschichte und besonders bezüglich der mörderischen Geschichte des Nationalsozialismus. An dieser Stelle ist mit allem Nachdruck die Leugnung, wenn auch „nur“ von Teilen des Holocaust durch den rekonziliierten aber weiter suspendierten, ultrakonservativen Bischof Richard Williamson zu verurteilen. Dies ist ein Skandal, ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, und muss staatsrechtlich wie, soweit möglich, kirchenrechtlich geahndet werden.

Bewusstseinsbildung und Gewissensbildung besonders im Blick auf die Jugend: Auf junge Erwachsene zuzugehen, um sie zu begeistern für Frieden und Gerechtigkeit, wurzelnd in dem Leben und der Botschaft Jesu Christi, ist eine der großen Herausforderungen und auch eine Frage des Überlebens unserer Bewegung.

Wenn die Würde bedroht ist

Das Bekenntnis zu Jesus Christus bedeutet, auch dann zu der Botschaft der Annahme des Menschen in Christi Namen zu stehen, wenn sie Gegenwind oder Gegenbewegung erfährt oder in welcher Weise auch immer bedroht ist. Deshalb hat Bernhard Lichtenberg in der St. Hedwigs-Kathedrale am 9. November 1938 nach dem Brand der Synagogen im Abendgebet gebetet: „Lasset uns beten für die verfolgten nichtarischen Christen und für die Juden. Was gestern war, wissen wir, was morgen ist, wissen wir nicht. Aber was heute geschehen ist, haben wir erlebt. Draußen brennt der Tempel. Das ist auch ein Gotteshaus“.

Lassen Sie mich schließen mit einer „Aktualisierung“ dieses Gebetsanliegens: „Angesichts dessen, was geschehen ist, gibt es immer wieder Menschen und Gruppen, die nicht einsehen, nicht lernen wollen, sondern leugnen. Möge jeder Nährboden solch menschenverachtender Ignoranz endgültig austrocknen. Mögen wir uns aber weiter dafür einsetzen, dass jeder Mensch die Würde und den Schutz erfährt, der uns allen gebührt, die wir, jeder einzelne Mensch, ein Tempel Gottes sind.“

Auch erschienen als geistliches Wort in der pax zeit: Zeitschrift der deutschen Sektion der internationalen katholischen Friedensbewegung pax christi, 1/2009. Der Text ist ein Auszug aus der Predigt in der Berliner Kathedrale anlässlich der Eröffnung des Sekretariats von pax christi am 29. Januar 2009.
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