Clara Fey und ihre Gemeinschaft der „Schwestern vom armen Kind Jesus“
7. und letzter Teil
Letzte Daten: Am 8. Mai 1894 starb Mutter Clara in Simpelfeld (NL). Lebensdauer 79 Jahre, davon verbrachte sie 50 Jahre in der von ihr gegründeten Kongregation und von diesen war sie 44 Jahre Generaloberin. Mit dem 1872 beginnenden Kulturkampf (Heft Nr. 13, 2012) beugte sich Clara 1878 ihrer Zwangsausweisung und ging endgültig vom Mutterhaus in der Jakobstraße weg über die Grenze nach Simpelveld. Hier agierte seit ihrer Ankunft die Zentrale der später auf drei Kontinenten präsenten Gemeinschaft. In der dortigen Klosterkirche ruhten auch bis in den Spätsommer des vergangenen Jahres ihre Gebeine.
Am 1. September 2012 morgens 9 Uhr bildeten über den Domhof in den Aachener Dom hinein nicht nur Schwestern vom armen Kind Jesus ein enges Spalier, um den sterblichen Überresten Claras die Ehre zu erweisen, die von Simpelveld weg nun in der Bischofsgruft im Aachener Dom eine provisorische Bleibe finden sollte.
Der Grund, warum „Mutter Clara“ nun wieder an den Ort der Gründung ihrer Kongregation zurückkehrt ist, war so einfach wie traurig. Schon seit vielen Jahren ist der Leitung der Gemeinschaft klar, dass auf dem Hintergrund ihrer Alterspyramide die Handlungsspielräume der Schwestern immer enger werden. Deshalb wurden schon in den letzten Jahrzehnten immer mehr Immobilien und damit verbunden Engagement aufgegeben. Auch musste Grund, wie die Neubauten im „Klostergarten“ parallel zur Friedrich-Ebert-Alle in Burtscheid bezeugen, verkauft werden, um u. a. die Pflege der vielen älter werdenden Schwestern zu finanzieren.
Deshalb wurde auch entschieden das Kloster in Simpelveld zu verkaufen. Wer nun meint, diese Entwicklung bedeute mittelfristig „die letzte macht das Licht aus“, irrt!
Anziehungskraft hat diese Gemeinschaft da, wo sie ihr Charisma, ihr Alleinstellungsmerkmal entfaltet und Licht auf die Menschen wirft, die sich als unterbelichtet erfahren oder in Lichtlosigkeit, also perspektivlos gehalten werden. Menschen „anstrahlen“, und so der Gründungsidee Claras folgend leben z. B. in Indonesien 192 Schwestern und in Kolumbien sind es 56. Ihr Einsatz findet in Schulen, Kinderheimen und beruflichen Ausbildungseinrichtungen statt.
Ihr Glaube und ihr Mut, aus dem Glauben heraus auch in gesellschaftlich kritischen Situationen zu handeln, verbinden die Schwestern untereinander, egal wo sie präsent sind.
Weltweit sind noch knapp 500 Schwestern unterwegs an der Seite der Kinder, die keine Lobby haben. Und da schließt sich der Kreis. Denn genau damit hat damals, in der Zeit der Industrialisierung in Aachen alles angefangen: Claras Sorge um die verwahrlosten Kinder.
Wie geht es in Aachen weiter? Zwei Frauen, zwischen 28 und 40 Jahren alt, bereiten sich in Burtscheid darauf vor, in diese Gemeinschaft eintreten zu wollen. Werden diese Frauen diese Gemeinschaft in Deutschland oder gar Europa retten?
Nein, diese zwei Frauen werden gar nichts retten. Aber wenn auch hier in Aachen weiter und neu ein Klima vorherrscht, in dem auch solche heute exotisch wirkenden Lebensformen einen Platz haben. Wenn eine Gesprächskultur den Vorzug hat, die interessiert Fragen stellt wie und warum gehst du diesen Weg, wie kannst du so leben und was lässt dich zufrieden sein?
Dann wäre der Mut in der Gesellschaft spürbar, nicht nur die durchschnittlich vorkommenden Lebensentwürfe als erstrebenswert zu erachten. Dann wären diese beiden Frauen ein Ausrufezeichen, nach dem Vorbild Mutter Claras, getreu dem Motto: Manete in me!