Wie weit liegen Armut und Reichtum auseinander oder vielleicht auch beieinander?
Tragen da Statistiken von Armutsgrenze bis Reichensteuer zur Klärung bei? Wo befinden Sie sich eigentlich auf der nach oben offenen Habenskala? Ab wann empfinden sich Menschen jenseits aller Statistik als arm, z. B. wenn das Essen nicht ausreicht, kein Urlaub möglich ist, oder nur ein Billigauto drin ist? Sind volle Konten subjektiv die Garantie, reich zu sein?
Der Arme kann jenseits der Statistik reicher sein als der Reiche und der Reiche ärmer sein als der Arme. Hier wird man nun auch protestieren können, Armut sei doch nicht reduzierbar auf ein subjektives Gefühl, das ist doch frommes Geschwätz, weil endgültig einzig Scheine im Portemonnaie ein sicheres Gefühl geben.
Trotzdem: Arm und Reich bleiben relative Begriffe, dies aber auch wiederlegend gibt es eindeutig arme Menschen und eindeutig reiche. Unter der Lupe: Jeder von uns z. B., der diesen Artikel als Abonnent einer Kirchenzeitung liest, ist nicht arm, sonst würden Sie sich dieses Abo nicht leisten wollen! Stimmt diese Einschätzung?
Auch wenn arm und reich im heutigen Evangelium eindeutig festgemacht sind, so geht es bei Lukas doch auch um Selbsteinschätzung bezogen auf den Lazarus und die namenlosen Reichen. Es geht um Selbsteinschätzung mit Konsequenzen und nicht um moralische Zeigefinger.
Was meinen Sie? Würden Sie beim Stand der Dinge morgen tot von den Engeln in Abrahams Schoß getragen werden, oder einfach nur begraben (nach Lk 16, 22)?
(Zum 26. Sonntag im Jahreskreis, Text: Lk 16, 19-31)