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Alles meinem Gott zu ehren

Die Frage ist keine besondere Herausforderung für Jesus, und die Absicht der Fragesteller ist für ihn leicht durchschaubar. Geleitet von dem Motiv, Jesus eine lebensbedrohende Falle zu stellen, schickten Mächtigen ihrer Zeit ihre Handlanger zu Jesus, mit dem Ziel, ihn aus der Reserve zu locken. Mit der Frage nach dem Recht des Kaisers Steuern zu erheben, versuchten sie, der Weisheit Jesu schmeichelnd ihn anzugreifen. Jesus nimmt diese platte Provokation an und erledigt das Ansinnen derer, die ihm nichts Gutes wollten mit dem Hinweis auf die landesübliche Bildgestaltung damaliger Münzen, und kommentiert: „…so gebt dem Kaiser, was dem Kaisers gehört…“. Unterm Strich könnte man diesen Vorgang so zusammenfassen: Bösartige Frage, aber eine menschfreundliche und sachgerechte Antwort.

Allerdings belässt es Jesus nicht nur bei dieser Antwort auf die direkt gestellte Frage, sondern er gibt auch Antwort auf eine Frage, die nur indirekt gestellt wurde: „…und (gebt) Gott, was Gott gehört…“. Die Gegner Jesu, so berichtet der Schluss des heutigen Evangeliums, machen sich nach Jesu Antworten und ihrer so misslungenen Aktion aus dem Staub.

Wir als Christinnen und Christen heute können uns aber nicht so einfach davon schleichen, nach dem Motto: Wer dumm fragt, bekommt mit unter mehr Antworten als ihm lieb ist.

Streng genommen könnten wir heute diese Antworten Jesu ad acta legen, da es ja den Fragestellern der damaligen Zeit gar nicht um eine bedenkenswerte Antwort Jesu ging, sonder vielmehr um den Versuch, Jesus mit allen Mitteln auf gesetzlichem Weg kalt zu stellen. Das ist ja nun nicht unser Anliegen. Diese Frage aber aktuell formuliert geht uns schon an: Was gilt es heute Gott zu geben, die wir als Christinnen und Christen in einer komplexen und vielseitigen Gesellschaft leben?

Vorab einige Problemanzeigen: Können wir heute eigentlich noch so fein säuberlich trennen zwischen einer Vernunftgemeinschaft auf der einen Seite, die sich Staat nennt, und andererseits Gott. Muss die Gemeinschaft derer, die in Jesus Christus auf Gott vertraut und so seine Kirche ist, nicht auch auf der selben Tastatur spielen wie der Staat, der wir ja selber auch vorgeben zu sein?

Gäbe es Wege, aus christlicher Überzeugung heraus Menschen z. B. in existentieller aber entfernter Not zu helfen, den Geldverkehr unserer Gesellschaft aber ignorieren zu wollen?

Unsere Realitäten sind nicht in Schwarz und Weiß zu haben. Wie diese (nebenstehende) Kollage ins Bild setzt, verwischen sich die Konturen von Glauben, Gesellschaft, Armut, Kirche, Staat, Geld, Kreuz, Wahrheit und Gerechtigkeit in dem Miteinander unterschiedlich geleiteter Interessen. Wer also in unserer Gesellschaft bedingungslos nach dem fragt, was Gott gehört, muss den Weg der Polarisierung gehen, und wird so in der Isolation landen.

Gottes Leidenschaft aber ist der Mensch, und dieser ist gerufen mit anderen Menschen sein Leben gemeinsam zu gestalten. Gemeinschaft aber, egal wie komplex sie ist, kann auf jede ihrer Intentionen bezogen ohne Strukturen und Übereinkünfte nicht gelingen.

Wer als Christ diese Tatsache zur Kenntnis nimmt ist gefragt: Was bist du in unserer Gesellschaft bereit ausschließlich Gott zu geben? Es ist unchristlich mit unserer Gottesbeziehung Weltflucht zu begehen, sondern auf Grund unserer Gottesbeziehung gilt es diese Gesellschaft mitgestaltend Position zu beziehen. Erlauben Sie mir abschließend eine Frage. Kennen sie dieses Lied noch: „Alles meinem Gott zu Ehren, in der Arbeit, in der Ruh! Gottes Lob und Ehr zu mehren, ich verlang und alles tu“?

Erschienen in: Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, 20.10.2002
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