Die Kinder von heute sind Tyrannen. Das sagte der Philosoph Sokrates (Griechenland, 470 – 399 v. Chr.).
Pauschal gilt das heute bestimmt nicht, aber eines macht doch viele Kinder zu kleinen Tyrannen, ihr ständiges Fragen: Wieso, weshalb, warum?
Ganz allgemein signalisieren Fragen Interesse mehr zu wissen.
Fragen stellen Dinge, Sachverhalte und Ereignisse für Augenblicke in den Mittelpunkt. Fragen und Antworten können Haltungen des Fragenden wie des Befragten verändern, da Fragen zum „Nach – denken“ anregen können. Fragen erschüttern auch Gegebenheiten die als unhinterfragbar gelten.
Fragen und Antworten, aber auch die Infragestellung sind eine Kommunikationsfigur der Kirche von „Kindesbeinen“ an.
Jesus hat seinen Jüngerinnen und Jünger Fragen gestellt und diese wiederum auch Jesus.
Jesus fragte die Jünger: „Wer sagen die Leute, dass der Menschensohn sei?“ (Mt 16, 13).
An anderer Stelle fragten die Jünger Jesus: Meister, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, dass er blind geboren ist? (Joh 9,2)
Manche Fragen sind noch immer präsent aber bis heute eigentlich unbeantwortet geblieben
So die Frage des Pontius Pilatus, die er Jesus stellte angeregt durch die Aussage Jesu, dass er in die Welt gekommen sei, um für die Wahrheit Zeugnis abzulegen: „Was ist Wahrheit?“ (Joh 18,38)
Quer durch die Religionsgeschichte wurden und werden Fragen gestellt und Antworten gesucht.
Eine Frage, die immer wieder gestellt wird und die im Letzten bisher unbeantwortet geblieben ist, ist die Theodizee-Frage, die Frage also, warum Gott Leid zulässt, gestellt so auch aktuell im Krieg um die Ukraine.
Die Motivation der Kinder Fragen zu stellen haben etwas von dieser Ursprünglichkeit der jungen Kirche erhalten, da sie von Wissensdurst getrieben weder einer Fragetaktik noch einem Antwortsystem unterworfen sind, und vor allem Antworten erwarten, der kindliche Logik folgen kann.
Die Kirche täten gut daran, kleine Fragetyrannen zu provozieren auch mehrfach zum selben Sachverhalt Fragen zu stellen, sich sogar in Frage stellen zu lassen, da sie vor dem Hintergrund ihres „kindlichen“ Vorwissens einfach verstehen wollen. Dieses verstehen wollen hilft der Kirche, sich selbst in einer einfachen Antwortfindung erklären zu müssen.
Kinderfragen könnte Kirche in die Bredouille versetzen schon lange nicht mehr Hinterfragte, oder nie in Frage gestellte Traditionen, Handlungsweisen und Sachverhalte so zu erklären, dass Kinder sie verstehen.
Um aber verstanden zu werden müsste sie sich selbst radikal hinterfragen, wie weit und warum sie sich von ihren Ursprüngen entfernt hat. Vielleicht führen die Fragen der Kinder heute, zurück zu den Fragen, die die Kinder damals ihren Eltern, den Jüngerinnen und Jünger Jesu gestellt haben.