Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens
Jeden Mittwoch Gedanken zum Frieden
Von Nachrichten-Redakteur Werner Czempas
Aachen. Es sind vielleicht drei Dutzend Menschen, die sich seit Wochen jeden Mittwoch treffen. Sie halten im Alltag einen Augenblick inne. Sie bitten und beten für den Frieden. Gestern sprach Oberbürgermeister Jürgen Linden zu ihnen.
Eine dicke weiße Kerze brennt still auf einem großen Ständer, davor auf dem Boden flackern fünf Teelichter. Karg ist die Szenerie im Foyer der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) in der Pontstraße. Seit zwölf Wochen, lange vor Kriegsbeginn im Irak, treffen sich hier mittwochs um 11.45 Uhr Menschen, um für eine halbe Stunde „Gedanken zum Frieden“ auszutauschen.
Vom „Es ist viertel vor zwölf“ über „Es ist nach zwölf“ hat sich seit dem Krieg im Irak das Leitwort gewandelt in „Schluss mit der Gewalt ist die Sehnsucht der Menschen“, „Wir sind nicht Viele“, sagt Studentenpfarrer Christoph Stender, „das Entscheidende aber ist, dass wir ein Zeichen setzen.“
Bis September schon, bis zur vom Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff angeregten großen Begegnung der Weitreligionen in Aachen, haben sich Gastredner für die Mittwochstreffen gemeldet. Spontan erklärte sich auch der Oberbürgermeister für gestern bereit.
Und den im Halbkreis stehenden Zuhörern ging es schon unter die Haut, als Linden in die Stille sehr leise sagte: „Der große Krieg ist beendet, hoffentlich. Nun beerdigen die Angehörigen ihre Toten, und die Hilfsdienste kümmern sich um die Verletzten.“ Der völkerrechtlich ungerechtfertigte Krieg, der zudem vermeidbar gewesen sei, werde die islamische Welt nicht mit dem Westen versöhnen. Er habe auch „in unserer Stadt das Zusammenleben schwieriger gestaltet“.
Jürgen Linden behandelte Fragen der Moral. des Friedens und des Wertefundaments in der Politik. Er vermisse den ethischen Grundwert Englands und der USA zu diesem Krieg. Einer Regierung, die sich wie in Amerika christlich nenne. müsse er sagen: „Ich kann nicht erkennen, auf welchem christlichen Fundament der Krieg gegen den Irak begründet ist.“
Als Dauerthema
Frieden sei kein schlichtes Geschenk, das vom Himmel falle, mahnte Linden. die „Aufgabe für den Frieden“ müsse als Dauerthema in der Politik begriffen werden. Ins ausliegende Gedanken-Buch schrieb der Oberbürgermeister sich ein mit einem Wort aus dem Lukas-Evangelium: „Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.“ Um einen Augenblick der Stille bat zum Abschluss Pfarrer Stender „für die mit Namen nicht versehenen Toten, in der Hoffnung, dass es nicht noch mehr werden“.