Ungewohnt war die Anzeige der Geburt eines Kindes, das tot zur Welt kam. In der „Geburtsanzeige“ schrieben die Eltern unter das Foto von der Totgeburt ihres Kindes: „Wir gaben ihr den Namen Miriam“.
Einige Monate wuchs Miriam geschützt in der Fruchtblase im Mutterleib heran, in Dunkelheit und nicht unberührt von mütterlichen Regungen, wie jedes andere sich entfaltende menschliche Leben auch. Miriam sah nicht das Licht der Welt, trotzdem bleibt ihr kurzes Leben einmalig! Unverwechselbar ist den Eltern in Erinnerung ihr Kind: Das Leben, das den Namen Miriam trägt.
Bei der Geburt, zur christlichen Taufe oder in anderen religiösen Initiationen werden Babys Namen gegeben. So dienen Vornamen in Familien mit mehreren Kindern der gezielten Ansprache, von außen dient der Familienname der (gesellschaftlichen) Orientierung.
Die ältesten Namen als Personenbezeichnungen sind nicht Adam und Eva, die biblisch verstanden ein „Da – Sein“ bezeichnen. Laut des israelischen Historikers Yuval Harari befindet sich der erste Name der Menschheitsgeschichte möglicherweise auf einer 5.100 Jahre alten sumerischen Tontafel. Darauf ist in Keilschrift eingeritzt der Name „Kushim“, eines Buchhalters, der eine sehr große Malzbestellung zum Bierbrauen notierte. Nun verbinde ich mit dem Namen „Kushim“ die Tradition des Bierbrauens. Sehr sympathisch!
Auch wenn die Namensträger nicht persönlich bekannt sind, so verbinden wir mit ihnen oft uns zugetragene Informationen. Jetzt neu mit „Kushim“ das Bierbrauen, oder z. B. mit Namen aus der griechischen und römischen Götterwelt die Aphrodite, als Göttin der Liebe und der Schönheit, oder den Asklepios, als Gott der Heilkunst. Anderes lässt da der christliche Gott wissen, der Gott „unserer“ Väter, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. „Gott“ gibt sich, wie das Buch Exodus im Alten Testament berichtet, den Namen „ich bin der, der ich bin da“!
Der „Name“ Gottes ist eine existentielle Selbstaussage. Ihm gegenüber ist der Name des Menschen begrenzt auf seine Identität.
Namen werden oft verbunden mit Wertschätzung und Achtung. Sie bergen Geschichten, verdichten Biografie und können auch negative Erfahrungen wecken. Wer keinen Namen hat, von dem kann nicht erzählt werden und nur in geringer Distanz ist es möglich auf ihn mit dem Finger zu zeigen.