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Glauben in gelassener Nähe zum Alltag leben

Glauben in gelassener Nähe zum Alltag leben

Von unserem Redaktionsmitglied Nicole Palm

Gemeinsamer Weg durch den Aachener Wald: Auf viele Schultern verteilt wurde während des Pilgergangs die 31-Kilo-Last des Weltjugendtagskreuzes. Foto: Nicole Palm

Aachen/Moresnet. Ein junger Mann steht lässig im Wald, die Fuße hintereinander verschränkt, das Kreuz auf der Schulter. Die Studentin aus Lüttich hat den Querbalken auf ihrem Kopf abgelegt – nicht die ganzen 31 Kilogramm, einen Großteil halten junge Leute aus Aachen und Roermond. Das Weltjugendtagskreuz, am Palmsonntag 1984 von Papst Johannes Paul II. der Jugend der Welt übergeben, war gestern in Aachen. „Es ist echt schön, dass die jungen Leute so locker und frisch mit dem Kreuz umgehen“, freut sich nach zweieinhalbstündiger Fußwallfahrt durch den Aachener Wald Hochschulseelsorger Christoph Stender. Junge Christen heute: Sie gehen nicht auf ehrfürchtige Distanz, sie leben Glauben in gelassener Nähe zu ihrem Lebensalltag.

Die Katholische Hochschulgemeinde (KHG) hatte das Kreuz – gleichsam als Vorboten auf den Weltjugendtag, dessen Ausrichter die katholische Kirche Deutschlands in diesem Jahr ist, – am Elisabethkloster in Empfang genommen. Von dort führte der Weg durch den Aachener Wald, vier Stationen hatten Studentinnen gemeinsam mit Uta Krey, bei der KHG für Interkulturelle Kommunikation zuständig, vorbereitet.

Stolz nahmen die Studenten gestern am Elisabethkloster das Weltjugendtagskreuz in Empfang. Im Wechsel trugen sie es nach Moresnet. Foto: Nicole Palm

An der dritten Station, dort wo der Wanderweg 167 den alten Pilgerpfad kreuzt und Dietrich Bonhoeffers Worte von den „Guten Mächten“ an die Geborgenheit in Gott erinnern, treffen die Aachener Studenten auf die Gruppen von den Universitäten Roermond und Lüttich. Während sie gemeinsam — das Kreuz in ihrer Mitte — meditieren, naht aus Richtung Moresnet schnellen Schrittes ein monotoner Sprechchor: „Gegrüsset seist du Maria, voll der Gnaden, der Herr ist mit Dir. Und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes Jesus, der für uns …“

Der Pilgertrupp zieht schweigend an den jungen Leuten vorbei. Der Schritt über die Landesgrenze mag gelungen sein, die Grenze zwischen den Generationen vermag das Kreuz nicht zu überwinden.

„Nie ausgegrenzt“

Die Begeisterung der jungen Pilger kann das nicht trüben. Nicht Rosenkranz, sondern Stundenpläne beschäftigen sie auf dem Weg. Sie lachen, lernen sich kennen, erleben Gemeinschaft im Glauben, der für sie alle etwas ganz Alltägliches ist. Etwa Maria aus Wegberg. Die 24-jährige Medizinstudentin erlebt ihren Glauben als Stütze in schwierigen Situationen: „Ich habe dann etwas, auf das ich vertrauen kann. Ich habe Hoffnung.“ In Gott findet sie Stärke: „Ich kann mich nicht allein auf ihn verlassen, aber ich kann ihm vertrauen“, hat sie erfahren. Aus dieser Kraft, heraus kann sie auf andere zugehen, „zum Beispiel auf jemanden, mit dem man Streit hat“.

Susanna (20) aus Steinfeld studiert im ersten Semester Medizin an der RWTH. Sie hat bei den Weltjugendtagen in Toronto und Rom den Papst erlebt: „Es gibt viele, die etwas gegen ihn haben. Aber ich fand beeindruckend, wie sehr er sich für uns Jugendliche interessierte und begeisterte.“ Auch für das Gefühl, mit ihrem Glauben im Alltag am richtigen Platz zu sein, findet die Medizinstudentin in der großen Gemeinschaft Gleichgesinnter Bestätigung: „Zuhause sind wir immer nur ein paar Leute, da fühlt man sich schon manchmal allein. Aus solchen Begegnungen nimmt man deshalb die Überzeugung mit, dass man doch was verändern kann.“ In Köln möchte Susanna eine von 20 000 Freiwilligen bei der Organisation des Großereignisses Weltjugendtag sein.

„Wenn ich diesem Kreuzweg eine missionarische Idee entnehmen müsste, dann das unkomplizierte, frische Umgehen der jungen Leute mit dem eigenen Glauben.“

Hochschulseelsorger Christoph Stender

Wolfgang (31) stammt aus Schleswig-Holstein und studiert Maschinenbau an der RWTH. Der Protestant mit katholischer Mutter ist regelmäßiger Gottesdienstbesucher bei der KHG, das Kreuz war für ihn ein Argument, den Pilgerweg nach Moresnet mitzugehen. „Ich betrachte das nicht nur als Spaziergang, es ist vielmehr eine Ehre, das Weltjugendtagskreuz durch den Wald zu tragen.“ Michael (23), Medizinstudent im achten Semester, hat den Kreuzweg ganz bewusst als Einstieg in die Fastenzeit gewählt.“Wäre heute nicht Aschermittwoch, dann wäre ich nicht dabei.“ Über den Termin freut sich auch Pfarrer Christoph Stender — wegen der Symbolik: „Der Sinn der Fastenzeit ist es, bei sich selbst anzukommen, zu hinterfragen: ,Was hat Gott mit mir vor‘.“ In diesem Sinne sei die Fastenzeit eine Auszeit, sich selbst ins Verhältnis zu Glauben und Gesellschaft, den eigenen Talenten, Fähigkeiten, Wünschen und Sehnsüchten zu setzen. Vielleicht nicht mit all diesen Erkenntnissen, aber doch bestärkt in der Zuversicht, als junge Christen Signale setzen zu können, kamen die Pilger mit ihrem Kreuz in Moresnet an.

KHG möchte 100 Gäste aufnehmen

Die katholische Hochschulgemeinde (KHG) möchte zum Weltjugendtag 100 Gäste aufnehmen. Vor allem junge Leute aus Frankreich und dem Ostblock möchte Hochschulseelsorger Christoph Stender nach Aachen einladen, ,,aber alle sind herzlich willkommen“. Die KHG bereitet ein dreitägiges Programm innerhalb der Diözese vor, Abschluss und Höhepunkt des Weltjugendtages ist die Zusammenkunft aller jungen Pilger am Schrein der Heiligen Drei Könige in Köln.

Die KHG sucht noch Gastgeber, die bereit sind, junge Leute während des Weltjugendtages aufzunehmen. Infos gibt es im Internet: KHG Aachen

Quelle: Aachener Zeitung, 10.02.2005.
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