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Säen ohne Vor – Sicht

Steiniger Boden, kein Wasser, glühende Hitze und Unkraut ohne Ende sind der Tod jeder Kulturpflanze. Um dies zu wissen muss man kein Agrarwissenschaftler sein, da reicht die normale Beobachtungsgabe, heute wie zur Zeit Jesu.

Aber: Wer den Worten Jesu folgt, „wer Ohren hat zu hören, der höre!“ (Mt 13,9) und das auch tut, bekommt von Jesus heute noch eine klare Ansage: Es wird gesät, unabhängig davon, ob die Saat sich entfalten kann oder nicht.

Sämann und Säfrau gehen los und bringen die Saat, die Erzählung von Gott, unter die Leute, ungeachtet wie diese darauf reagieren. Die, die aussähen, also erzählen, berücksichtigen nicht, ob das Wort Gottes genehm ist, anpassungsfähig, im Trend liegt, kompatibel ist mit sozialer Stellung oder einem System dient. Der Sämann geht los und erzählt!

Warum wägen Sämann oder Säfrau nicht besser ab, schonen ihre Ressourcen und urteilen vorneweg: Hier lohnt es sich zu erzählen, da ist es vielleicht einen Versuch wert, dort ist es aber eher Verschwendung?

Der Sämann, von dem hier die Sprache ist, sät nicht um kapitalträchtig zu ernten, also Profit zu machen. Nein, er sät, teilt aus, verkündet das Wort Gottes um des Wortes selbst Willen und deren freiheitliche Annahme. Er geht das Risiko ein, dass seine Verkündigung verpufft in steiniger Ablehnung, herzlosem Vertrocknen, hitziger Verunglimpfung oder im Wirrwarr geschichtlicher Faktenbeugung.

Jene, die heute vom Wort Gottes erzählen, sind Sämänner und Säfrauen und so Seelsorgerinnen und Seelsorger. Denn wer die Gegenwart Gottes unter uns Menschen im Wort weitergibt, der hat Interesse an den Seelen der Menschen, an ihrer Lebensqualität und ihren Perspektiven. Allerdings sind erzählende Sämänner und Säfrauen nicht dafür verantwortlich, auf welchen Boden ihre Saat fällt, denn sie können sich nicht an der Nachhaltigkeit als Erfolgsparameter orientieren, sie säen einfach nur, nicht mehr und nicht weniger.

Oft sind Eltern enttäuscht, die ihren Kinder viel Saatgut auf den Lebensweg gestreut haben, aber oft von der Saat ihrer Worte und Verhaltensweisen sichtbar nichts aufgegangen ist. Kinder also, die keinen Bezug mehr zur Kirche haben, denen Gott nicht wichtig erscheint, die an vielerlei Dinge glauben, weniger aber an den Sohn Gottes und die Auferstehung der Toten, und auch Gottesdienste nicht brauchen. Diesen Eltern, aber auch anderen Seelsorgerinnen und Seelsorgern ist meist nicht der Vorwurf zu machen, sie seien mit dem Saatgut nachlässig umgegangen. Sie haben getan, was sie tun konnten, ausgesät mit den eigenen Händen.

Übrigens: So manches Saatkorn hält sich lange in trockenem Erdreich menschlicher Biographien, bis eines Tages Sehnsucht, alte Verbundenheit oder neue Sinnsuche ein Stück vergangener Biographie wieder „bewässern“.

Erschienen in: Anzeiger für die Seelsorge 11/2018 „Wortgewand“ 
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