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Trauen Sie sich stolz sein?

In der jüdischen Glaubenstradition verwurzelt verkündete jemand: „Glaubt an mich!“ Das sind drei, alles Bisherige in dieser Glaubenstradition verrückende Worte, verrückter Glaube!

Und er setzte noch einen drauf und behauptete: „Wer mich sieht, sieht den Vater.“

Der immer schon gesuchte Gott, ob in der Antike, den Naturreligionen, dem Judentum oder wo auch immer, jetzt ist er entdeckt, so darf geglaubt werden, denn hier öffnete einer ein bisher nicht vorhandenes Fenster: „Wer mich sieht, sieht Gott.“ (Vgl. Joh 12,45)

Die Menschen im Umfeld Jesu werden sich schon gefragt haben, was von jemandem zu halten sei, der so etwas sagt.

Klar, man muss die Menschen, nach denen gefragt wird – damals wie heute -, in den Kontexten ihrer Zeit zu deuten versuchen.

Auch wir werden ja gefragt, was wir von dem einen oder anderen Menschen halten, z.B. vom Bankberater, dem Pfarrer, von Napoleon, dem Hausmeister, Käthe Kollwitz, dem Paketboten, der Nachbarin oder wem auch immer.

Oft sind wir dann auch gerne bereit, über unsere Eindrücke Auskunft zu geben.

Wenn man dann auch noch nach einem Promi gefragt wird, und man eine ganz persönliche Erfahrung preisgeben kann, dann tut das der Mensch auch gerne: „Da hatte mich doch tatsächlich die Kanzlerin angerufen und gefragt, ob ich Zeit hätte; sie bräuchte einen Rat von mir.“ Wer Ähnliches erlebt, ist schon stolz.

Aber zurück zu unserem Promi, Jesus von Nazareth, mit dem „Künstlernamen“ Christus.

Irgendwie ist das mit ihm anders. Die meisten Menschen werden von ihm, dem Sohn Gottes, schon gehört haben. Über eine Milliarde Menschen nennen sich nach ihm Christen.

Einer davon sind Sie! Sicher werden Sie von ihm erzählen und tun dies sogar auch professionell. Als getaufte Christen, für Sie nichts Neues, haben Sie Anteil an dem Besonderen, Anerkennenswerten und Zukunftsfähigen dessen, was er geleistet hat. Lässt Sie die Freude Christin oder Christ zu sein, auch stolz sein?

Hier geht es nicht um den egoistischen Stolz, den der Kirchenlehrer Augustinus brandmarkte als eine ungeordnete Sucht nach dem eigenen Herausragen. Der hier gemeinte Stolz erwächst aus einer Nähe, die jemand zu Christus empfindet, und die ihn stolz sein lässt aufgrund seines Bezogen-sein-dürfens auf ihn hin.

Sie wissen: Es gibt diesen Stolz, den man aus Demut ganz für sich behalten, ja eigentlich unterdrücken will, weil Stolz dem Christen nicht „steht“, den aber trotzdem all jene spüren, denen es dieser Jesus angetan hat. Kennen Sie das auch?

Erschienen in: Anzeiger für die Seelsorge 9/2018 „Wortgewand“ 
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