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Fehler sind!

Eine Handreichung zum Bewerbungsgespräch empfiehlt: „Gut wäre – neben der Aufzählung spezifischer Kompetenzen -, auch kleinere Fehler zu erwähnen.“ Nachfragen allerdings, so die Empfehlung weiter, sollten mit dem Hinweis vermieden werden: „Das sei privat.“ Sorry, aber diese Empfehlung ist dumm.

Es bedarf doch nicht einmal einer Statistik, um als Normalsterblicher zu wissen, dass jeder Mensch Fehler macht. Darüber hinaus zeichnet den Menschen doch aus, über Fehler und deren Wurzeln nachdenken und sprechen zu können. Warum also nur auf Fehlerchen hinweisen und sie womöglich auch noch zu verniedlichen – so die Empfehlung -, obwohl Fehler den Menschen in seinem Wesen doch auch ausmachen.

Die Qualität von Fehlern, deren Grund – bewusst oder unbewusst – und deren Reichweite sind von Mensch zu Mensch verschieden. Es gibt wohl auch nicht den Geburtsfehler Fehler zu machen. Wie Menschen mit Fehlern anderer umgehen, ist auch eine Frage der Erfahrung und der eigenen Reflexions- und Abstraktionsfähigkeit. Der Umgang einer ganzen Gesellschaft mit dem Phänomen der Fehler, wie sie die Fehler ihrer Mitglieder in den Blick nimmt und beurteilt, ist eines ihrer Kulturmerkmale.

Sind Fehler eigentlich eine Privatangelegenheit? Zu differenzieren ist hier u.a., welche Qualität und Auswirkung ein Fehler hat und welcher Quelle er entsprungen ist. Insofern aber ein Fehler mehr als nur den Verursacher selbst betrifft, ist er in jedem Fall keine private Angelegenheit mehr. Trotzdem werden unter dem Mäntelchen des Privaten gerne Fehler verborgen gehalten, weil das die Öffentlichkeit nicht zu interessieren hat.

Der Öffentlichkeit wird auch unterstellt – ob zu Recht oder zu Unrecht bleibt dahingestellt -, nicht wirklich an Fehlern und deren Ursachen interessiert zu sein, sondern mit Lust an deren angeblich unumgänglichen und vernichtenden Konsequenzen. So gibt es in der Politik ja auch keine Fehler mehr wirklich, sondern nur noch Skandale.

Die christliche Kernkompetenz besteht in der Wahrnehmung der eigener Fehler einerseits, sowie der Bewertung der Fehler anderer andererseits. Fehler sind Leben, mit ihnen umzugehen ist Lebensqualität. So zeichnet ein gut angelegtes Bewerbungsgespräch den Umgang mit gemachten Fehlern aus.

Was für ein Betriebs- oder genauer Kirchenklima mag dort herrschen, wo nicht erwünscht ist, Fehler gemacht zu haben und ein Darüber-sprechen noch weniger? Eine Bewerbung auf eine Position an einem solch klimatisch lebensfeindlichen Ort, wäre sicher ein Fehler!

Erschienen in: Anzeiger für die Seelsorge 2018 „Wortgewand“
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