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Erzählen

Zum Anhören:

Erzählen (MP3) von Christoph Stender

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Sprache ist eines der wesentlichen Instrumente menschlicher Kommunikation. Die Aneinanderreihung von Worten dient der Weitergabe von Informationen, der Reflexion von Ereignissen oder der täglichen Orientierung. Sprache ist Alltagskultur.

Unsere Sprache kennt unterschiedliche Ausdrucksformen: zum Beispiel die Rede, den Vortrag, das Gedicht, die Erzählung oder auch das Märchen. Wunderschöne Erzählungen und Märchen gehören bis heute zu unserem Kulturgut, wie die Märchensammlungen der Gebrüder Grimm oder die Erzählungen aus „Tausend und eine Nacht“.

Daneben drohen Menschen zu vereinsamen, wenn niemand mit ihnen spricht. Menschen aber, die meinen, ununterbrochen sprechen zu müssen, können ihre Zeitgenossen kolossal nerven.

Es gab und gibt immer wieder Persönlichkeiten, die ein besonderes rhetorisches Talent haben: Martin Luther, Mahatma Gandhi, Rosa Luxemburg, J.F. Kennedy oder Elfriede Jelinek. In diese Reihe der Sprachbegabten gehören aber auch biblische Persönlichkeiten wie Mose, Jesus oder Paulus. Auch Eva musste wohl ein Sprachtalent gewesen sein, wäre ihr sonst Adam auf den Leim gegangen?

Sprechen und Erzählen vergegenwärtigen nicht nur eine Kultur, sondern sorgen auch für die Weitergabe und so für den Erhalt einer Kultur. Der Apostel Paulus bringt das im biblischen Kontext so auf den Punkt: „Der Glaube kommt vom hören.“ (vgl. Röm 10,17)

Anders formuliert: Wer noch nie von einem konkreten Glauben an einen Gott gehört hat, der wird auch nicht zum Glauben kommen können. Existentiell für den Glauben also ist, dass Menschen von ihm erzählen. So stehen am Anfang des Christentums die Männer und Frauen, die von ihrem Glauben an Jesus Christus erzählt haben, nach dem Motto: „Wovon das Herz voll ist, quillt der Mund über.“

Umgekehrt bedeutet das aber auch, dass eine Religion in der Existenz bedroht ist, wenn immer weniger Menschen von ihr erzählen beziehungsweise Religion leben.

Den Erhalt einer christlichen Kultur gewährleisten nicht Demonstrationen und schon gar nicht die Anfeindung anderer Religionen. Wenn Christen zu ihrer Beziehung zu Jesus Christus öffentlich stehen, diese Beziehung in ihrem Alltag leben und auch davon erzählen, dann hat Glaube Zukunft.

Deutschlandradio Kultur, „Wort zum Tage“
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