Jeder Stempel wirkt gegen Gewalt
Beim 6. Aachener Friedenslauf zählt vor allem Ausdauer. „Laufen fairbindet“: 3000 Läufer und 26 Schulen setzen deutliches Zeichen. Die Kleinsten müssen sogar gebremst werden. 40 000 Euro Erlös im Vorjahr.
Von unserem Mitarbeiter Christoph Classen
Aachen. Als der Startschuss zum 6. Aachener Friedenslauf ertönt, möchte jeder an der Spitze sein. Die Grundschüler sprinten los, drängeln aneinander vorbei, wollen die Meute auf der rund einen Kilometer langen Strecke rund um Markt und Münsterplatz anführen. Ganz ohne sportlichen Ehrgeiz läuft es auch beim Friedenslauf nicht. Dabei geht es gar nicht darum, das Ziel als Erster zu erreichen, sondern möglichst viele Runden zu absolvieren. Denn die Läufer haben vorher mit Sponsoren einen festen Betrag für jede Runde ausgemacht.
„Wie viele Stempel hast du schon?“, fragt ein Läufer keuchend seine Klassenkameradin als sie gerade den Münsterplatz passieren. Denn das ist die entscheidende Frage beim Friedenslauf, der in diesem Jahr unter dem Motto „Laufen fairbindet – gemeinsam gegen Gewalt und Rassismus“ steht.
Nach dem steilen Anstieg Richtung Büchel bekommt nämlich jeder Läufer einen Stempel aufgedrückt, der die absolvierten Runden dokumentiert. Schon nach kurzer Zeit sind die Unterarme der Grundschüler, die auch in diesem Jahr wieder als erste auf die Strecke gingen, grün und blau. Nein, kein Anzeichen für Stürze aufs Kopfsteinpflaster, sondern Stempelfarbe.
Nach vier Runden drosseln die meisten kleinen Läufer das Tempo ein wenig. Streckenweise wird gegangen, Erfrischung gibt’s an den Wasserständen. Auch viele Rollstuhlfahrer drehen Runde um Runde, manche Läufer sind mit bunten Friedensfahnen unterwegs. Passanten wundern sich über das Spektakel in der Innenstadt, geraten auf die Strecke und werden so auch Teil einer Demonstration gegen Gewalt und Rassismus.
Nach einer Stunde wird der Lauf der Grundschüler gestoppt. „Das müssen wir machen, sonst hören die gar nicht mehr auf“, schmunzelt Karen Siebert vom Mitveranstalter „pax christi“. Läuferin Humera von der Grundschule Passstraße zählt am Ende unglaubliche 26 Stempel auf ihren Armen, Freundin Gül-Nazik kommt auf 18. Das wären 26 und 18 Kilometer in einer knappen Stunde Laufzeit. Haben die beiden etwa abgekürzt? Humera betont: „Wir möchten doch viel Geld für den Frieden verdienen!“ Akzeptiert.
Nach den Grundschülern gehen die Schüler aus den weiterführenden Schulen, Studenten und Erwachsene auf die Strecke. Die meisten weniger enthusiastisch als die Kleinen, aber auch sie setzen ein eindrucksvolles Zeichen gegen Gewalt und Rassismus.
Insgesamt nehmen rund 3000 Läufer teil, 26 Aachener Schulen sind vertreten. „Allein die Grundschüler kamen gemeinsam auf 4700 Runden“, lobt Siebert. Nach den Sommerferien wird feststehen wie groß der Erlös aus dem Friedenslauf insgesamt ist. Im letzten Jahr waren es gut 40 000 Euro. In diesem Jahr sollen das „Netzwerk Aachener Schulen gegen Gewalt und Rassismus“, ein Friedensprojekt in Bosnien und das „Forum Ziviler Friedensdienst“ unterstützt werden. Christoph Stender von „pax christi“ ist stolz auf „seine“ Läufer: „Sie haben begriffen worum es geht. Für die Schüler ist es selbstverständlich für den Frieden zu laufen.“
Quelle: Aachener Zeitung, 16. Juni 2007