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Marienschrein

Nacht, Schatz

Der Marienschrein birgt mehr als Sie sehen
und mehr als er verbirgt

Dieser Schrein birgt ein Geheimnis

Dieser Schrein birgt ein Geheimnis, etwas nicht öffentliches, das Mysterium der Sehnsucht des Menschen.
Dem vorbeieilenden, nur kurz verweilenden Dombesucher, der noch keine genaue Kenntnis über die Geschichte und den Inhalt des Marienschreins sein Eigen nennt, mag das Sprechen vom Geheimnis interessieren, ja vielleicht sogar das Besichtigungstempo für wenige Augenblicke in eine Zeitlupe verwandeln. Wird der Besucher dann aber von sachkundiger Führung angesprochen, so wird ihm schnell klar, Geheimnisse gibt es hier nicht zu bewundern! Alles ist offengelegt und fast alles auf wissenschaftlicher Basis datiert, zumindest aber umrissenen Zeiträumen zugeordnet. Ja, Recht haben die Fachleute, alles am Marienschrein ist durchsichtig geworden!

Grund seiner Existenz

Selbst der Inhalt des Marienschreins, Grund seiner Existenz überhaupt — somit ist dieser Schrein nicht mehr als eine sekundäre Begleiterscheinung — ist, dem grellen Licht wissenschaftlicher Prüfung unterzogen, entmythisiert, und so in der andauernden Gefahr, in seine Banalität zu verfallen, nur Stoff zu sein.
Hielten noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts ungezählte Pilgerinnen und Pilger diese „Vier Aachener Heiligtümer“, gemeint sind die Windel(n) Jesu, das Kleid Mariens, das Lendentuch Jesu vom Kreuz und das Enthauptungstuch (Leichentuch) Johannes des Täufers, für wirkliche „Zeitzeugen“ des Lebens und Sterbens Jesu Christi und dessen Bekenner, so ist heute aus berufenem und weniger berufenem Munde zu hören: „Die Frage der Authentizität dieser sogenannten Stoffreliquien sei sekundär!“

Bleibt festzuhalten

Bleibt festzuhalten, daß Marienschrein und Heiligtümer sekundär sind. Diese Erkenntnis aber birgt die Frage in sich, was ist denn nun eigentlich das Primäre, das den Schrein und die Stoffe sekundär werden läßt?
Auf diese Frage wird heute oft folgende Antwort versucht: Die Intention dieser Heiligtümer sei, dem gläubigen Menschen eine Hilfe zu sein, mit der biblischen Botschaft, primär mit der Person Jesus Christus selbst auf „Tuchfühlung“ zu gehen. Hier hat der wie auch immer berufene Mund wenigstens nicht unrecht!
Auch wenn wir all zu leicht die Frage der Echtheit dieser Reliquien vergessen machen wollen, so dürfen wir nicht vergessen, daß wir deren Existenz überhaupt nur der Tatsache verdanken, daß Millionen von Pilgern aus aller Welt nach Aachen kamen, um die von kirchlicher und weltlicher Macht als echt bezeichneten Reliquien auch als solche verehren zu wollen.
Diesem unbeirrbaren Glauben der Pilgernden aus über 11 Jahrhunderten an die unmittelbare Nähe dieser Reliquien zu Jesus Christus, Maria und Johannes des Täufers verdanken wir einzig und allein die Tatsache, heute solch einen textilen Schatz zu besitzen.
Oder meint irgend jemand ernsthaft, diese Stoffe gäbe es noch, wenn vermutlich schon Kaiser Karl, mit Sicherheit aber die Hüter dieses Schatzes nach ihm, behauptet hätten: Also, diese Stoffe sind zwar nicht echt, haben Jesus, Maria und Johannes nie berührt, aber, liebe Pilger, glaubt trotzdem kräftig daran, dann werden eure Gebete und Gaben sie schon echt werden lassen!

Respekt und Dank

Also, Respekt und Dank den vielen Pilgern, die uns diese Kostbarkeiten bewahrt haben, auch wenn sie heute eher als leichtgläubige Trottel verschlissen werden! Gläubiges Empfinden und wissenschaftliche Erkenntnis in gleicher Weise respektierend, behaupte ich weiter: “ Dieser Schrein birgt ein Geheimnis, etwas nicht öffentliches, das Mysterium der Sehnsucht des Menschen.“
Aber dieses Mysterium besteht weder allein nur aus dem, was wir wissenschaftlich aus diesem Schrein herausnehmen können, noch aus dem, was wir gläubig hineinlegen wollen. Das Mysterium besteht in dem diesem „rauswissen und reinglauben“ Vorausgehenden! Dieses Mysterium ist gewoben aus dem, was wir halten und an unser Herz drücken wollen, so aber nicht halten können!

Antwort auf die Frage

Es ist die Antwort auf die Frage: Will das Unendliche, das Ewige, das ständig Wiederkehrende, das unaufhörlich Fließende, das Göttliche, die Energie allen Anfangs und Ursprungs, das Transzendente, eben jenes nicht faßbare mit mir etwas zu tun haben? Oder bleibt mein Schicksal doch nur mit dem Rücken auf einem Brett, handlich in einer Urne oder nie gefunden auf welchem Grund auch immer, nicht mehr zu bleiben, als die Erinnerung derer, die den selben Weg gehen müssen, denn auch sie kann kein Geschichtsbuch retten! Die Antwort auf diese Frage, welche auch immer wir finden mögen, bleibt so vorläufig wie der Marienschrein und die in ihm verborgenen „Heiligtümer“! Nicht die Antwort, sondern die Frage selbst ist das Mysterium, das aufgesogen aus diesen „Tüchern“ spricht.

Will das Ewige mit mir etwas zu tun haben?

Die Frage selbst, will das Ewige mit mir etwas zu tun haben, ist das Mysterium, das nicht nur hier, auch in diesem Schrein auf-gehoben wird. Diese Frage überhaupt sehnsüchtig fragen zu können und so auch nach Antworten auszuschauen in der Lage zu sein, ist das unaufgebbare Mysterium des Menschen, dessen er sich voller Ehrfurcht immer wieder an „heiligen Orten“ vergewissern muß und will, damit dieses Mysterium nicht zu einem Mysterium ohne Leib wird und so der Mensch, nicht mehr fragend, um seine größte Hoffnung beraubt ist, die er seit Menschengedenken mit den Menschen aller Epochen teilt und die uns so, über reine Geschichtsschreibung hinaus, im Nachhinein verbindet!
Von und mit dieser Frage, hoffend, es möge eine Antwort geben, leben wir. Wenn wir sie aufgeben, vergessen, wegargumentieren, in unserer Beschränktheit doch meinen diese letzte Antwort gefunden zu haben oder der Ansicht sind, ihrer als „aufgeklarte“ Menschen nicht mehr zu bedürfen, dann geben wir die Sehnsucht auf mehr als nur ein Augenblick zu sein und so auch die Vision, wir könnten lieben oder wären sogar Geliebte!
In diesem Schrein ist nicht die Antwort auf unsere Frage verborgen, sondern das Mysterium: Es gibt eine Antwort!

Real birgt dieser Marienschrein

Real birgt dieser Marienschrein für Christinnen und Christen die Antwort in seiner, von vier Stoffen umgebenen Leere, die die Welt mit Liebenswürdigkeit erfüllen kann in jedem fragenden Menschen, der seine Antwort nicht über die Frage selbst stellt, sondern der auf mehr hofft, als einzig das, was Menschen zu antworten in der Lage sind.

Sind diese Reliquien wirklich echt?

Auf die oft gestellte Frage, ob diese Reliquien wirklich echt seien, antworte ich: „Ja, wenn Sie die Stoffe meinen, die sind echt und sie werden immer echter, je mehr sie vergehen und so der letzten Antwort näher kommen, die mehr als nur ein Wort sein wird!“

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