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Planspiel Heiliger Geist

Durch den Empfang des Geistes in Taufe und Firmung sind wir hineingenommen in die Beziehung von Vater, Sohn und Heiligem Geist. Foto: Klaus Herzog

Weckt der Heilige Geist Ihr Interesse? Sagt Ihnen das Thema Segen zu? Wären Sie bereit, sich der Dreifaltigkeit unseres Gottes zu stellen?

So nett habe ich vor drei Wochen die gut 60 jungen Erwachsenen einer Gemeinde bei Aachen nicht gefragt.

Das war so: Der Pfarrer sowie die Katecheten der dortigen Firmlinge hatten mich zu einem Jugendgottesdienst eingeladen, mit dem sich die Firmbewerber auf ihre zwei Wochen später stattfindende Firmfeier mit unserem Bischof einstimmen wollten.

Das Thema Segen sollte in diesem Gottesdienst eine besondere Bedeutung haben, so ihr Wunsch. Wie sollte ich aber diesen jungen Menschen den Begriff Segen erschließen, ohne vom Geist Gottes zu sprechen? Über den Heiligen Geist aber können wir nur versuchen nachzudenken, wenn die Dreifaltigkeit Gottes mit in den Blick genommen wird. Und das alles in nur einer Predigt?

Dieser Gedanke beschäftigte mich auch noch während des Einzugs am Beginn der Liturgie. Als mir dann mit der Begrüßung und liturgischen Eröffnung die freundlichen und wachen Jugendlichen gegenüberstanden, war für mich klar: Segen, Heiliger Geist und Trinität, diese Themen konnten wir nur gemeinsam erschließen, und das taten wir, nach dem Evangelium, einfach so, ohne höflich nachzufragen.

Rechts, vierte Bank in der Mitte, mit Ende des Evangeliums schien der junge Mann sich auf ein Nickerchen einzurichten. „Wie heißen Sie?“ Antwort: „Johannes.“ Ich fragte Johannes, ob er Berührungsängste habe, er verneinte. „Johannes, an wie viele Götter glauben Sie?“ Ohne Zögern: „An einen Gott.“ Kein Widerspruch, jedoch spannend wurde es, als allen klar war, dass wir doch noch am Beginn der Feier gemeinsam sprachen: „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Das klingt eindeutig nach mehr und bedarf der Klärung. „Johannes, kommen Sie bitte mal nach vorne. Sie sind jetzt Gott Vater. Ihr Kumpel übernimmt den Job des Heiligen Geistes, und Sie, okay, Tanja, Sie sind Gott Sohn.“

So standen unsere drei „Gottheiten“ nebeneinander im Mittelschiff der Kirche. Zwischenruf: „Nur nebeneinander, nein, die müssten einen Kreis bilden.“ Gefordert und sofort umgesetzt. „Aber das sind ja noch immer drei …“ Ich konnte den Satz nicht beenden, weil souverän, cool und ganz pragmatisch einer einwarf: „Die müssen eben näher aneinander ran.“ Absolute Stille, kein Getuschel, kein verlegenes Lachen. Und die drei umklammerten sich, drückten sich mit ihren Körpern und aller Kraft aneinander um „ein Gott zu werden“.

– Ihnen wurde klar: Gott ist Beziehung in unvorstellbarer Dichte. Gott ist Kommunikation in unvorstellbarer Intensität. Gott ist – mit sich selbst identisch – ständig im anderen seiner selbst.

Die nächste Aktion war zwingend. Wenn Gott uns an Pfingsten seinen Geist sendet, dann bedeutet das, dass wir mit dem Empfang des Geistes in Taufe und Firmung hineingenommen sind in diese Beziehung, die Gott selber als der Dreifaltige ist. Entsprechend nahm „unsere“ Trinität im Gottesdienst diese Herausforderung an. Der Kumpel von Johannes, unser „Heiliger Geist“ weitete die „göttliche Umarmung“, indem er durch den Mittelgang ging bis zum Ausgang der Kirche. Dort drehte er sich um und breitete seine Arme in Richtung „Gott Vater und Gott Sohn“ aus, die weiter vor dem Altar stehen blieben. Durch diese Weitung der Trinität waren nun alle im Gottesdienst, die dazwischen saßen, mit hineingenommen in unsere „göttliche Beziehung“. Im Klartext: Gott weitet seine Beziehung, die Gemeinschaft seiner selbst auf uns Menschen hin aus, die wir durch Taufe und Firmung unwiderruflich Gezeichnete des göttlichen Geistes werden. Lächelnde, verstehende Gesichter. Jetzt sind wir beim Thema Segen angekommen. Gesegnet sind die, die hineingenommen sind in die Beziehung, die Gott selbst ist, seine göttliche Liebe. Segnen heißt, die Geborgenheit in Gott einem anderen anzuvertrauen und so zuzumuten. Zum Segen werden die, die von ihrem Gesegnet-Sein nicht schweigen und die Frage wagen: Interessiert Sie der Heilige Geist?

Erschienen in: Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, 04.06.2006
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