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Die Ehre sich zu engagieren

Sie sind noch immer zur Stelle, und das schon seit zehn Jahren und länger. Sie engagieren sich, packen richtig an und bekommen darüber hinaus, ohne sich zu beklagen, kein Geld für ihr Engagement.

Sie haben auch noch Freude an dieser Arbeit, die so genannten Ehrenamtlichen. Einige von ihnen, Ehrenamtliche des Kinderschutzbundes und des DRK, wurden in den vergangenen Tagen für ihre Verdienste ausgezeichnet.

In Kirchen, Vereinen, Hilfswerken und Verbänden engagieren sich freiwillig, auch in Aachen, ungezählte Menschen quer durch alle Altersschichten und Kulturen. Ihr Motiv:

Der Dienst am Menschen, und ein kleines Dankeschön. Am Ehrenamt misst sich die gesellschaftliche und soziale Einstellung der Bürgerinnen und Bürger auch unserer Stadt. Sie sind Gradmesser dafür, wie Menschen auf Menschen schauen.

Doch dieses freiwillige Engagement ist in Gefahr. Immer weniger Menschen finden die Zeit, sich für andere einzusetzen. Mitunter werden die uneigennützigen Helferinnen und Helfer belächelt, weil sie – anstatt Knete zu machen – sich beispielsweise mit sozial schwächeren Mitmenschen abgeben.

Doch zunehmend lauert auch eine andere Gefahr – die der Vereinnahmung. Mit den geringer werdenden Mitteln in Kirchen- und Stadtkassen werden zunehmend hauptamtliche Stellen in sozialen und kulturellen Bereichen gekürzt.

Die Kirchen konzentrieren sich immer stärker auf das so genannte «Eigentliche», das binnenkirchliche, wobei trefflich darüber zu streiten wäre, was denn eigentlich das Eigentliche des Auftrages der Kirchen ist.

Diese Konzentration aber wird zur Folge haben, dass die Aufgaben, die bisher von Hauptamtlichen erfüllt wurden, zunehmend auf die Schultern derjenigen umgewälzt werden, die sich sowieso schon reichlich engagieren, die Ehrenamtlichen.

So läuft das Ehrenamt zukünftig Gefahr zur Kompensation dessen zu werden, was bisher bezahlte Arbeit war. Dem wird die Frage folgen: Warum sollen wir heute umsonst tun, was gestern noch bezahlt wurde.

Wenn das Ehrenamt nicht die freiwillige Zugabe engagierter Menschen zu einem ausgewogenen sozialen Miteinander bleibt, sondern durch Instrumentalisierung in Versuchung geführt wird, verliert es seine Intention und wird in Folge uninteressant.

Zukunft hat das ehrenamtliche Engagement, im Sinne von es ist eine Ehre sich freiwillig zu engagieren, nur dann, wenn es eine gesellschaftlichen Aufwertung und somit einer stärkeren Anerkennung erfährt.

Das Ehrenamt muss bleiben, was es ist, eine Qualität, die den ehrt, der es ausführt, und so eine gesellschaftsrelevante Kompetenz.

Dieses Engagement muss auch in Zukunft von hauptamtlichem personalen Angebot gestützt und gefördert werden.

Dazu bedarf es eines gewandelten Selbstverständnisses dessen, was heute als gesellschaftlicher Erfolg gewertet wird. In der Manier eines Skatspielers, die ein Werbeslogan aufgegriffen hat, dürfen die Trümpfe in unserer Gesellschaft nicht heißen: Mein Haus, mein Auto, mein Swimmingpool. Sondern: Mein Haus, mein Auto, mein ehrenamtliches Engagement.

Quelle: Aachener Zeitung, 30.07.2003.
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