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Eine Luftschlange zur Fastenzeit oder: Ausgelassen sein nach innen

Immer dann, wenn die humorigen, die nachdenklich stimmenden und die unsere Stadtgeschichte ehrenden Brunnenmotive und Denkmäler in der Innenstadt eingebrettert werden, dann ist allen klar: Die „Fünfte Jahreszeit“ streift um die Häuser. Diese Holzkonstruktionen sind Orte, an denen es schon Tage vor der heiße Phase nach „Jecken riecht“, bis sie dann tatsächlich zwischen Altweiber und Rosenmontag alle ihre Orte in Beschlag nehmen, die Rathaustreppe, Plätze, Straßen und Kneipen.

Jetzt können die Brunnen wieder ausgepackt werden, denn ihre Gefährdung durch abgedrehte Narren, oder besser gesagt die Gefährdung, die Narren an den Brunnen für sich selbst sein könnten, ist gebannt, der Karneval vorbei, ihre Orte von der Stadtreinigung schön geputzt und – wie immer – Schluss mit der Lust.

Ich finde es schade, dass die nun beginnenden Fastenzeit wieder unter dem immer währenden Motto zu stehen scheint, „lustlos“ sein zu müssen, obwohl es in ihr wie im Karneval auch um das Leben der Menschen geht.

Der Karneval ist nach außen ausgelassen, die Fastenzeit sollte nach innen ausgelassen sein. Beides gehört zusammen, beides braucht seine Zeit, seine Orte und seine Zeichen.

Am Aschermittwoch bietet sich ein gesunder Ortswechsel an, und dafür sind unsere Kirchen Orte, in die die Bevölkerung eingeladen ist, sich mit Lust nach innen auszulassen. Konkret: sich mit Lust ruhigen Fragen stellen, z.B. nach der eigenen Lebensqualität, ob man bei sich wirklich zu Hause ist, welchen Wert die Worte Dank und Vergebung mit Blick auf einen selbst, die Mitmenschen und Gott haben, ob Fasten eine Frage der Gewichtsabnahme ist sowie der Frage nach den eigenen Talenten und was man daraus gemacht hat.

Unsere Kirchen brauchen bei solch lustvoller Ausgelassenheit nach innen nicht eingebrettert zu werten. Offen, einladend und erinnernd wollen sie sein und so Raum geben für Akzente der Neubesinnung und ihre Zeichen. Das Aschenkreuz ist ein Zeichen, die „Luftschlange“ am Anfang der Fastenzeit, denn es bezeichnet die Lust, Kurskorrektur zu wagen mit Blick auf mich selbst, meine Umgebung und Gott.

Quelle: Aachener Zeitung, 29.November 2006
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