Nicht nur in Aachen, aber auch hier ist die Frage berechtigt: „Können Fahrräder tatsächlich fliegen?“ Antwort: „Ja, leider aber nicht hoch genug!“
Bei genauerem Hinsehen erlebt man an Aachens Kreuzungen, auf Plätzen und besonders auch an abschüssigen Straßen der Innenstadt immer wieder dieses Wunder. Wie aus dem Nichts fliegt ein Fahrrad mit seinem Lenker (oft ohne Helm) an einem vorbei, um dann einfach wieder irgendwo zu verschwinden. Da zuckt man dann erst einmal zusammen. Und manchmal ist man sich nach dem Schreck nicht so ganz sich, ob nun Fahrrad plus Besatzung unter dem eigenen Auto verschwunden sind oder doch hoffentlich um die nächste Ecke.
Besonders gerne scheinen sie im Dunkel bei Regen und ohne Licht links an Autos vorbei zu fliegen, oder sie kommen einem mittig auf der eigenen Fahrbahn entgegen, kreuzen bei hart rot locker den berechtigten Verkehr oder nehmen die Vorfahrt wo es gerade noch so geht. Besonders in den Umschaltphasen von Ampeln an Kreuzungen macht der Fahrradfahrer Niemandsland aus, besetzt es für Bruchteile von Sekunden um ebenso schnell wieder zu verschwinden. Kommt an diesem Verhalten hier etwa Kritik auf? Oh wie spießig mag so mancher nun denken, meinte man doch die Straßenverkehrsordnung hätten schon längst alle aufgeklärten und „lockeren“ Verkehrsteilnehmer in die eigene Hand genommen.
Gibt es da doch tatsächlich noch Menschen, die kritisieren, wenn Rot in der Hauptverkehrszeit beliebig interpretiert wird, Warnblinkanlagen die Lizenz sind überall zu parken, Zebrastreifen keine geschützte Zone für Plaudertaschen sind und Fahrradfahrer halsbrecherische Zirkusnummer auf Aachens Großkreuzungen hinlegen?
Ob nun alle Verkehrsregelungen und besonders die Ampelschaltungen in unserer Stadt wirklich so sinnvoll sind, kann begründet hinterfragt werden. Und ich behaupte von mir auch nicht, mitten in der Nacht als Fußgänger grundsätzlich an einer roten Ampel stehen zu bleiben, wenn mehr als einsichtig ist, dass kein Auto kommt, und wenn doch, es dann nur vom Himmel fallen könnte.
Aber kann es Sinn eines Miteinanders im Straßenverkehr sein, wenn ich mich besonders an einem „winterlichen“ Abend ängstlich in meinen PKW setze und losfahre, in der Hoffnung, wieder einmal gut durch den Straßenverkehr zu gelangen, weil ich allen an mir vorbei fliegenden Fahrradfahrern ausweichen konnte?
Mir geht es hier nicht um Kleinkrämerei, Spießerei oder Rechthaberei. Diese Zeilen sind ein verhaltener Protest, gegen wen, ist klar und ebenso unklar. Ich bin mir sicher, dass wir einfach bisher Glück gehabt haben, dass nicht mehr Knautschzone Auto auf Knautschzone Faradfahrer geprallt ist. Aber, wenn dann doch mal etwas passiert, ist es für mich kein Trost, im Recht gewesen zu sein.