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Heil auf nackter Haut

Ein personenbezogener Zugang zu den „Vier Großen Aachenern Heiligtümern“

Prolog der Gedanken

Nackt sein, was für ein Gefühl?
Bekleidet sein, was für ein Gefühl?

Die Nacktheit des Anderen in seinem Bekleidet sein zu spüren, was für ein Gefühl?
Bekleidet die eigene Nacktheit zu spüren, was für ein Gefühl?

Die Nacktheit des Anderen zu bedecken, was für ein Gefühl?
Nackt bedeckt zu werden, was für ein Gefühl?

Nacktheit zu verletzen, was für ein Gefühl?
Nackt verletzt zu werden, was für ein Gefühl?

Die Nacktheit des Anderen zu berühren, was für ein Gefühl?
Nackt berührt zu werden, was für ein Gefühl?

Die Kleidung eines Anderen zu berühren, was für ein Gefühl.
An der Kleidung berührt zu werden, was für ein Gefühl?

Die eigene Nacktheit

Kommt Ihnen in diesem Einsieg vielleicht das Wort „nackt“ zu häufig vor? Oder ist Ihnen 12mal der Begriff Gefühl zu viel Gefühl?

Zugegeben, es ist nicht gewöhnlich am Beginn der Reflexion über christliche Spiritualität, bezogen auf Stoffreliquien so dezidiert mit dem Begriff der Nacktheit konfrontiert zu werden. Zum Thema Stoffreliquien können wir darauf allerdings nicht verzichten.

Und wir müssen noch einen Schritt weitergehen, um uns anzunähern: Mögen Sie sich selbst? Mögen Sie sich auch noch, wenn Sie nackt vor dem Spiegel stehen? Damit ich nicht missverstanden werde, die Frage hat nichts damit zu tun, ob Sie mit den mutmaßlich Schönen dieser Welt mithalten können. Am Anfang dieser Annäherung an die vier Aachener Heiligtümer muss die Frage nach sich selbst stehen, der Ganzheitlichkeit, dem Leib, der eigenen Nacktheit und des Bekleidet-Seins, sowie nach dem Gefühl, das mit diesen Fragen in Ihnen wach wird.

Der Mensch im Mittelpunkt

Diese sehr persönliche Frage und deren Antwortsuche sind ein Schlüssel zur Erschließung dieser Stoffreste, die Grundlage diese überhaupt wertschätzen zu können.

Alle sieben Jahre werden nach altem Brauch diese Heiligtümer erhoben, das bedeutet sie verlassen den Schutz des Marienschreins im Aachener Dom, um Ihnen die Möglichkeit zu geben sie anzuschauen und heutig im Ausnahmefall (z. B. im Krankengottesdienst) von ihnen auch berührt zu werden. Aber lassen sich mich jetzt nicht der stillen Hoffnung so mancher Leser dieses Artikels erliegen, mich endlich wegzuwenden von Nacktheit und Gefühl, um mich dann allgemein nur noch rein theoretisch und empfindungsfrei diesen Aachener Heiligtümer, verbal sie sezierend zu nähern.

Denn nicht nur auf die eigene Nacktheit zu schauen ist hier zum Verstehen wesentlich, sondern gleichbedeutend geht es mit Blick auf den anderen Menschen auch um dessen Nacktheit und deren Umhüllung. Mit den Aachener Heiligtümern steht der Mensch im Mittelpunkt, der „bedeutende“ Mensch, der „Heilige“, aber auch der mutmaßlich (noch) nicht so bedeutsame, der Pilger und die Pilgerin, der (fromme) Betrachter und die (fromme) Betrachterin sowie Sie als Leserinnen und Leser. Der Mensch im Mittelpunkt allerdings ist auch der Herausgerufene, provoziert zu berühren um berührt zu werden. Das allerdings gelingt nur, wenn wir die eigene Nacktheit und die des Anderen liebevoll aushalten und an sich „anhalten“ wollen und können.

Nacktheitsgeschichte

Am Beginn der Nacktheitsgeschichte der Menschheit steht die wohl prominenteste Schlange der Welt. Sie erinnern sich:

„Nimm den Apfel von diesem verbotenen Baum“ so die Versuchung „und du wirst wie Gott sein, allmächtig!“ sprach die Schlange und verschwand und der Mensch fiel darauf rein, eitel wie er bis heute ist, nahm den Apfel. Damit trat der Mensch die Unantastbarkeit Gottes mit Füßen und versuchte so sich dieser Immunität Gottes zu entledigen. Der Mensch wollte einfach alles haben, selbst ein Gott sein, das Andere und den Anderen immer wieder besiegen um Besitzer zu sein. Machtrausch führte zum Sturz in auch heute noch unbekannte Abgründe, das Paradies aufs Spiel gesetzt ging verloren, die Weite des irdischen Himmelsgartens wandelte sich für den Menschen in die verzweifelte Angst um sich selbst. „Da wurden ihrer beider Augen aufgetan, und sie erkannten, dass sie nackt waren; und sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich einen Schurz“ (Gen 3,7).

Nacktheit polarisiert: Ein entblößter Körper kann sehr verführerisch sein, andere finden ihn grundsätzlich irgendwie unmoralisch. Dem einen ist Nacktheit Ausdruck der Freiheit, dem anderen Beleg für Kulturlosigkeit. War z.B. noch die idealisierte Darstellung nackter Körper der Antike ob ihrer „Kunst“ frei von Tadel (und im musealen Kontext auch noch heute), so war das 19. Jh. doch eher puritanisch.

Die Nacktheit des mittelalterlichen Menschen hat die Mediävistik bislang kaum behandelt. Heute allerdings, in der auch so genannten Postmoderne, scheint weitgehend Öffentlichkeit in Werbung und Film ohne nackte Haut, oder deren teilweise gewollter entblößender Verhüllung nichts zu gehen, und die auflagestärksten Blätter bedienen sich aktuell dessen, was der Leser sehen will, nackter meist weiblicher Haut in Form.

Nacktheit geht den vier großen Heiligtümern voraus

Die vier großen Heiligtümer betreffend geht es um den Menschen, des Menschen Leib, seine nackte Haut und mit ihr sekundär um das, was sie umgibt und so verbirgt, um Stoffe.

Damit sei ausgeschlossen dass es sich hier um künstlerische Ästhetik oder um das Zur-Schau-Stellen von nackter Haut handelt. Hier geht es um die Vergegenwärtigung aus der Erinnerung heraus, und so um die Verneigung vor verehrenswürdigen Existenzen, deren Leiber für uns nicht mehr berührbar sind, die aber in der Anschauung und in der Berührung dessen erahnbar sind, was sie zu berühren in der Lage waren, die sie berührenden Stoffe.

In Folge geht es mit diesen Reliquien also um (leibliche) Nähe zwischen dem Anbetungswürdigen und Ihnen. Sich seiner eigenen Leiblichkeit stellend, den eigenen Körper auch in seiner Nacktheit wahrzunehmen, ermöglicht respektvoll sich der Haut des Anderen, eines Gegenübers zu nähern. Aus genau diesem Blickwinkel gilt es auf die Windeln Jesu, das Kleid Mariens, das Enthauptungstuch Johannes des Täufers und das Lendentuch Jesu am Kreuz zu schauen.

  • Warum wickelt man einem Kind, das seinen Schließmuskel noch nicht beherrschen kann, ein Tuch (Windel/Pampers), das darüber hinaus täglich mehrmals gewechselt wird, um Po und Primärgeschlechtsteil? Den hygienischen Gründen voraus geht der Wunsch Kot und Urin zu begrenzen und nicht den ganzen Körper damit zu „beschmutzen“, das Kind also nicht in seinen Exkrementen sitzen zu lassen. Dem zerbrechenden Menschen wird diese Zuwendung mitunter auch wieder zu teil, damit er im Vergehen nicht unwürdig zwischen Kot und Urin sein Leben loslassen muss.
  • Maria trug ein einfaches Kleid der Zeit und ihren Möglichkeiten entsprechend. Sie bedeckte ihre Nacktheit mit Stoff, wie jeder es damals ebenso tat, der erkannt hat, was Nackt-Sein bedeutet.
  • Jesus Christus am Kreuz, nackt, der Körper geschunden und dann kraftlos weil kein Herzschlag mehr. Die Mächtigen haben gesiegt, einen Menschen zerstört und seine Nacktheit ohne Scham zum Lustgewinn öffentlich ausgestellt. Fast könnte da das Lendentuch Jesu als Gnadenakt der Kunst spätere Jahre gedeutet werden.
  • Das Enthauptungstuch Johannes des Täufers. Johannes, ein Christuszeuge, enthauptet um damalige Lust an der Macht zu mehren und sie gleichzeitig zu provozieren. Ein grausamer Mord an einem Bekenner flankiert den Weg des Menschensohnes. Eine Klinge, mit großer Wucht geführt, trennt dumpf vom Rumpf den Kopf, der fällt in den Dreck, wird aufgehoben, auf einem Tuch präsentiert, ein „Geschenk des Wahns“.

Vom Heil umhüllt

In der Nacktheit Jesu von Nazaret, Marias seiner Mutter und des Bekenners Johannes der Täufer markierten Stoffe sogar bis an den Rand des Lebens im Sterben und jenseits dieses Randes im Tod einen Rest von gereichter Würde.
Alle Stoffe berühren (nicht berührten) Nacktheit, die des Kindes, der Mutter, des Gekreuzigten, des Enthaupteten.
Alle Stoffe berühren Heiliges, Heilendes, Heil. Des Geschenk der Befreiung, das Gott der Menschheit gemacht hat, diese Gabe die so einmalig nach Gott schmeckt ist auf Tuchfühlung mit dem Menschen gegangen:

Das Kind, Menschwerdung!
Die Mutter, „mir geschehe nach deinem Willen“.
Der Gekreuzigte, Heil!
Der Enthauptete, „ich bin es nicht wert, ihm die Schuhriemen zu lösen“.
In Summe: „In der Gabe gibt sich der Geber“ (K. Rahner), hautnah!

Unsere vier großen Stoffreliquien sind stumme Zeugen dieser Nacktheit! Diese Nacktheit, von Stoffen nur gestreift, wird zur greifbaren Erinnerung der Berührung des Göttlichen und ihrer Zeugen mit und in dieser Welt. Das Heil-Werden durch Gott ist in dieser Welt berührbar Mensch geworden: Haut! Diese Haut berührt uns und was uns sie berühren lässt, ist ein auf sie verweisendes Heiligtum, in dem wir Gott verehren (der einzig unsere „Haut retten“ kann).

„Wenn wir uns darauf einlassen, bringen uns diese Zeichen spirituell in seine Nähe, können wir etwas von ihm sehen, betasten, erspüren.“ [1]

Was gibt es 2007 zu sehen

Frage: Was sieht also der, der 2007 nach Aachen pilgert um die vier großen Reliquien [2] zu verehren oder sie in Augenschein zu nehmen?

Antwort: Stoffe, gefaltet (Windel, Enthauptungstuch und Lendentuch) und entfaltet (das Kleid Mariens).

Frage: Haben diese Stoffe die Haut von Jesus, Maria und Johannes wirklich berührt, also sind die echt?

Antwort: Was wäre mit ihrer „Echtheit“, wenn diese Reliquien nachweislich aus den Jahren zwischen 10 vor und 35 nach Christus stammten, allerdings am Ende des 20.Jh. mehrfach chemisch gereinigt worden wären und so jede DNA der chemischen Keule zum Opfer gefallen wäre?

Was wäre, wenn sie wissenschaftlich erwiesen echt wären, aber klinisch rein: kein Schweiß, kein Urin, kein Blut und kein Kot.

Was wäre, wenn sie echt wären aber eins zu eins identisch mit Stoffen aus derselben Zeit, jedoch von ganz anderem Ort, weit weg von den damaligen Geschehnissen um Jesus Christus?

Die Akte

Meines Wissens gibt es einen aktenkundigen Beschluss des Aachener Domkapitels früherer Jahrzehnte der besagt, dass die Heiligtumsfahrt eingestellt werden solle, wenn erwiesen sei, dass diese Stoffreliquien nicht echt wären. Aber die „Echtheitsfrage“ wird der Heiligtumsfahrt wohl kaum ein Ende bescheren, denn: “ … dieses Mysterium besteht weder allein nur aus dem, was wir wissenschaftlich aus diesem Schrein herausnehmen können, noch aus dem, was wir gläubig hineinlegen wollen.“ [3]

Quo vadis

Wo gehst du hin? Banal, eine alltäglich mit unter öfters gestellte und/oder gehörte Frage. Eine Frage die auf einen Moment abzielt und immer wieder beliebig gestellt werden kann, da sie in der Frageintention oft absichts- und emotionslos ist.
Wo gehst du hin? Neben aller Banalität die dieser Frage als solcher anhaften kann, kann sie aber auch sehr gewichtig, sogar existentiell verstanden werden.

Wege, Richtungen können lebensbedrohend sein, aber auch befreiend, sie können ganz neue Perspektiven eröffnen, oder sogar Realitäten antasten, die bis dahin noch nie berührt werden konnten.
Wo gehst du hin, dies kann eine alles entscheidende Frage sein.
Auf diese Frage zu antworten, ich gehe zur Heiligtumsfahrt, könnte als banal eingestuft werden. Andererseits könnte der mit dieser Antwort beschrittene Weg auch existentielle Konsequenzen aufweisen.
Wo geht man eigentlich hin, wenn man aufbricht, um sich pilgernd „Heiligtümern“ zu nähern.

Die kleinen alltäglichen Pilgerfahrten.

Manchmal sind es nur wenige Meter und unser Pilgerweg ist an einem Ziel. Das kann vor dem Schrank im Wohnzimmer sein, der Anrichte im Schlafzimmer oder sonst an einem fast „normalen“ Ort in unserer Welt. Unsere Heiligtümer „lokalisieren“ sich in einer von „Etwas“ angeregten oder verstärkten Erinnerung an einen Menschen und sind damit nachhaltige Vergegenwärtigung.

Oft bemerken wir diese kleinen Pilgerfahrten zu den „heiligen“ Stätten unseres Alltags gar nicht. Ihr Ziel kann ein Foto, eine gepresste Blume, ein Brief, ein Ring, ein Kleidungsstück oder einfach auch ein „Stelle“ sein. Bei ihnen angekommen sind wir weiter weg! Jeder von uns hat solche Heiligtümer, Reliquien, die die tiefsten, wärmsten, schönsten und traurigsten Herzensgründe vergegenwärtigen. Wer keinen solcher Herzensgründe sein „eigen“ nennen darf, der empfindet sich oft bodenlos, heimatlos und so im Herzen verlassen.

Wer um seine Heiligtümer weiß und mit ihnen mehr begegnet als dem, was allgemein zu sehen, spüren, schmecken, riechen und zu ertasten ist, der ist auf einem Weg, auf dem er sich des Gedankens der Wandlung, der Veränderung nicht mehr erwehren kann, und so nach dem „nicht mehr hier sein“ fragen wird. Denn es scheint in das Leben der Menschen schlechthin eingeschrieben die Frage, die spätestens an unseren Heiligtümern nicht mehr zu verschweigen ist: Da, wo ich jetzt bin, ist das mein Ziel, bin ich angekommen, oder wo möchte ich sein?

Große Pilgerreise

Aller „Wanderung“ (Wallfahrt/Pilgerfahrt) geht das Bleiben voraus.

Das klingt ein wenig philosophisch, aber auch nach täglich gemachter Erfahrung, nach Weisheit der Alten und ebenso paradox. Diese Aussage möchte ich pragmatisch verstanden wissen, denn: Wer ein Interesse an dem Weg hat, muss eine Erfahrung mit dem Angekommensein gemacht haben oder genau daran zweifeln, sonst würde er nicht „weg“ (Weg) wollen. Der wandernde (wallfahrende) Mensch will ankommen an einem Ziel, auch wenn er einen nur minimalistischen Anspruch hegt nämlich den, bei „B“ angekommen zu sein um zu wissen, dass er „A“ verlassen hat.

In diesem Kontext wird oft postuliert: „Der Weg sei das Ziel“. Aber diese Annahme ist auch nur die halbe Wahrheit, denn ich komme, wenn ich mich auf den Weg mache, immer irgendwo an, ungeachtet der Tatsache, wie ich dieses Angekommen sein qualitativ bewerte. Der pilgernde Mensch bricht auf, um nicht zu bleiben, wo er ist. Er will jedoch dort hin zurückkehren und ankommen, von wo er aufbrach, anders jedoch, als er gegangen ist. So unterscheidet sich die Pilgerfahrt von einem Spaziergang dadurch, dass der Spaziergänger die Welt um sich herum in Betracht zieht, der Pilger aber sich selbst.

Um bei sich selbst anzukommen bedarf es eines Ortswechsels aber viele Pilger nehmen darüber hinaus oft große körperliche Strapazen auf sich um die eigene physische Grenze zu spüren und auch damit sich selbst anders zu erleben.

Unverhüllt vor Gott

Entscheidend für den Pilgerpfad bleibt das Verlassen eines „hier und jetzt“ und so ein in Bewegung kommen, um dann durch das erreichte und durchschrittene Heiligtum hindurch das Göttliche zu verehren und zu bedenken und so anders sich selbst wieder zu finden und zurückzukehren. Dieses Sich-Wiederfinden lässt die eigene alte Nacktheit neu entdecken. Die Nacktheit, die keine Verlorenheit mehr ist, kein Angstschrei und auch keine Demütigung mehr. Auf solchen Pilgerwegen lernen wir immer neu den aufrechten Gang, das Göttliche im Blick und gleichzeitig vom Göttlichen getragen, umgeben von ihren Stoffen, die Nacktheit bedecken. Eines (jüngsten) Tages aber werden wir diese uns verhüllenden und schützenden Stoffe abgeben dürfen, da wir sie nicht mehr brauchen, denn unverhüllt werden wir vor Gott da sein dürfen. Das lassen uns die Aachener Heiligtümer „ganz nebenbei“ auch wissen.

Sie und diese Heiligtümer

Ein großes Thema des Mittelalters, in dem die Verehrung solcher Heiligtümer eine Blüte erlebte, war der Tod und mit ihm verbunden die Angst davor. Um dem Ungewissen „nach dem Tod“ etwas von seinem schmerzhaften Geheimnis zu nehmen, vertrauten die Menschen damals auf die Wirkmächtigkeit ihrer Heiligtümer und hofften, sie berührend, auf göttliche Milde. Damals schienen diese Heiligtümer, Ziel ungezählter Pilger aus aller Herren Länder, „für sich zu sprechen“. Heute bedürfen sie oft der Fürsprecherin und des Fürsprechers, Personen, die diese Reliquien kommunizieren. Es ist eben ein Unterschied, ob Sie (bzw. Institutionen) Menschen diese Aachener Heiligtümer zumuten und somit vermitteln als Stofflappen oder als Stoffreliquien.

Fragen zum Anfang

Haben Sie einen Zugang zu diesen Heiligtümern, auch wenn er kritisch angehaucht sein sollte? Können Sie mit den Gedanken zu Nacktheit und Verhüllung einen anderen Blick auf diese Reliquien werfen? Können Sie von sich, der eigenen Nacktheit, dem Erleben ihrer eigenen Heiligtümern und ihrem Zugang zu den vier großen Aachener Heiligtümern anderen etwas mitteilen, wollen Sie das?

Ich glaube, wir Christen geben das Letzte aus der Hand, wenn wir aufhören vom Geheimnis zu stammeln. Die Aachener Heiligtümer sind letzten Endes nicht anders als „stammelnd“ zu haben. Diese Heiligtümer in den Blick zu nehmen, vielleicht sogar vor ihnen sich verneigend Gott die Referenz zu erweisen, mindestens aber sich mit ihnen unaufgebbar an das Heilige zu erinnern, das mit Christus und all dem, was ihn berührt, Mensch in unserer Welt geworden ist, das würde das lang-weilig Normale in unserem Alltag längerfristig relativieren.

Prolog der Gedanken

Damals:
Hätte ich dich berühren wollen?
Meine Haut an deiner Haut?
Deine Haut an meiner Haut?
Meine Haut an deinem ersten/letzten Kleid?
Dein Kleid an meiner Haut?
Damals, hätte ich es gewollt?
Damals:
Christus, Maria, Johannes

Heute:
Ich bin nackt,
geh unter die Haut,
leg deinen Leib als Mantel mir um,
Heil mag mich umhüllen,
im Tuch Gott fühlen,
Stoffwechsel,
hin oder zurück,
Weg!

Heute:
Christus, Maria, Johannes.

1    Silvesteransprache, Manuskript. Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff. 30.12.2006, Dom zu Aachen.

2    Es gibt auch noch die kleinen Heiligtümer: Die Geißelstricke Christi, der Gürtel Christi und der Gürtel von Maria, der Mutter Jesu. Die Fassungen der Reliquien sind im 14. Jh. entstanden.

3    Stender, Christoph. Schatz Ansichten. Eupen, 2001. S. 126.

Quelle: Heiligtumsfahrt 2007 – Kommt, und ihr werdet sehen (Joh 1,39) – Ideen und Aktionen, Geschichten und Bilder, hrsg. vom Katechetischen Institut des Bistums Aachen 2007, S. 8-14.

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