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Berufung und wer ruft?

4. Sonntag der Osterzeit 2008
Gedanken zum Sonntag

Berufungen, berufen sein, sich berufen wissen ist im christlichen Kontext ein bekanntes Thema. Da gibt es die großen Berufungen, sprich Menschen die aus ihrem Glauben heraus Bewegendes ermöglicht haben. Ebenfalls hier nicht benannte Menschen haben im Verborgenen aus ihrem Glauben heraus ihren Mann und ihre Frau gestanden. Sie landeten wohl nicht den großen Wurf der ausreichte um zu den Ehren der Altäre erhoben zu werden, trotzdem ist auch ihre Berufung eine Perle in der Schatzschatulle Kirche. Auch in diesem Augenblick fühlen sich Menschen berufen in unterschiedlichen Ämtern und Funktionen ihrem Glauben einen besonderen Ausdruck zu geben. Sie alle sind pilgerndes Gottesvolkes. Berufung passiert.

In unseren Breiten ist aber auch die Berufung Grund zur Klage, genauer die mangelnden Berufungen. Besonders fehlt es an Berufungen zum geweihten Amt wie dem besonderen Priestertum, aber auch die Ordensgemeinschaften wünschen sich mehr Berufungen. Berufene sind in den hinter uns liegenden Jahren zur Mangelwahre geworden. Aber warum?

Wenn Berufung mit „gerufen werden“ zu tun hat, muss man nun vermuten das keiner mehr gerufen hat und deswegen sich auch niemand mehr gerufen fühlte. Oder ist der Ruf zu leise, zu uneindeutig gewesen oder aber wird er zwar gehört aber ihm zu folgen ist einfach unattraktiv. Wer ist eigentlich der, der da ruft? Ist es der Herr des Weinstocks selbst, dann scheint er ein Kommunikationsproblem zu haben. Sind es seine irdischen Vertreter, dann scheinen die nicht überzeugend genug zu sein oder aber der Ort, die Position zu der heute gerufen wird ist zu kalt.

Ist der Ruf ganzer Gemeinden verhallt, weil in der Vergangenheit keine Berufung mehr aus der eigenen Gemeinde hervorgegangen ist?

Ruft denn da überhaupt noch jemand ernsthaft, oder kleiden wir unsere Rufe lieber ausschließlich in Gebete um dann wenigstens auch den Schuldigen ausmachen zu können, da ja immer weniger sich in besonderer Weise berufen wissen.

Trotzdem: Viele Gemeinden, heute nicht mehr alle, wünschen sich vor Ort die Berufung eines Priesters, nicht nur, aber auch. Es soll ein Gerufener sein, ein Herausgerufener mit besonderem Auftrag, geweiht, gesendet durch den Bischof, aufgenommen in der Gemeinde, die Pluralität der Gemeinschaft verbindend, ihren „Reichtum“, Gott feiernd.

Aber wie ruft man eine solche Berufung?
Schön wäre jetzt so eine absolut schlüssige und in der Umsetzung mittelfristig greifende Antwort. Sorry, habe ich nicht. Aber bitte nehmen Sie sich dennoch Zeit für die letzten Zeilen. Danke, bis hier hin Sind sie ja nun gekommen.

Ich habe keine Antwort aber interessengeleitete Fragen:

Ist mit Blick auf Ihre Kinder Berufung ein Thema? Thematisieren Sie die Vielzahl der möglichen Berufungen in unterschiedlichen Kontexten? Klar Ihre Kinder könnten sie für weltfremd halten, aber ist der andere Weg neben dem den alle gehen wirklich so uninteressant, oder fehlt es an authentischer Sprache ihn zu vermitteln?

Anderer Schauplatz. Wer macht sich eigentlich stark in Ihren Gemeinden das Thema Berufungen wach und attraktiv zu halten. Wer erzählt von dem Reichtum Priester zu sein oder der Berufung zu einem erfüllten Ordensleben, Teil der Vielfalt des Leibes Christi, unsere Kirche.

Oder ist dieses „wir sind alle gleich gehabe“ in der Kirche der Maulkorb der solchen Ruf unschicklich erscheinen lässt? Berufen zu sein bedeutet herausgerufen zu sein, für etwas Besonderes einstehen zu dürfen und gebunden zu sein an die Weise wie Gott in Jesus Christus die Welt berührt hat, der so der Urruf aller Rufe ist.

Wissen Sie, wie „es“ bei mir angefangen hat? Ich habe geglaubt. Nein nicht nur, ich meine ich habe auch jemandem geglaubt.

Erschienen in: Katholische Sonntagszeitung, April 2008
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