Originaltext
„Vor dem Aachener Dom, dem von Christen erbauten Abbild des himmlischen Jerusalem, traf Isaak mit Abul Abaz ein. Den Aachenern war ein Elefant fremd. Doch das Fremde, das Andere war ihnen willkommen.
Von der Annahme des Fremden spricht auch das Evangelium Jesu Christi . Im Gleichnis vom Barmherzigen Samariter stellt ein Schriftgelehrter die Frage: Wer ist mein Nächster?
Jesus antwortete: Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho und wurde von Räubern überfallen. Sie schlugen ihn nieder und ließen ihn halbtot liegen. Zufällig kam ein Priester vorbei; er sah ihn und ging weiter. Ebenso ein Levit; er sah ihn und ging weiter. Dann kam ein Fremder, der auf Reisen war. Er sah ihn, hatte Mitleid, verband seine Wunden, und sorgte für ihn.
Was meinst du: Wer hat sich als der Nächste dessen erwiesen, der von den Räubern überfallen wurde? Der Gesetzeslehrer antwortete: Der, der barmherzig gehandelt hat. Da sagte Jesus: Dann geh und handle genauso!
So fordert Jesus seine Zuhörer auf: Wie der Fremde im Gleichnis sich des Verletzten annimmt, so sollen auch wir einander aufnehmen und akzeptieren. Jesus Christus, das zärtliche Gebot der Gottes- und Menschenliebe macht keine Unterschiede zwischen Herkunft, Religion oder Kultur.
Dieses Fremde verkörperte der weiße Elefant. Ebenso verkörperte er die Bitte um Annahme und Akzeptanz. Was ist aus dieser Botschaft, was ist aus dem weißen Elefanten geworden.
Drei Kulturkreise, drei Heilige Schriften, drei Städte, Damaskus, Jerusalem und Aachen, drei Erwartungen des Reiches Gottes. Allen gemeinsam ist die Sehnsucht nach Frieden.
Doch diese Hoffnung auf einen umfassenden Frieden hat sich in unserer Welt nicht erfüllt. Die Hoffnung ist gescheitert! Kann es den himmlischen Frieden auf Erden überhaupt geben? Der christliche Glaube ist der Glaube an das Leben, den Tod und die Auferstehung Jesu Christi. Jesu Weg kennt das Scheitern. Sein Tod am Kreuz ist scheitern.
Doch durch diesen Tod hindurch kommt dem Menschen in der Auferstehung Jesu Christi das ewiges Leben im Frieden Gottes entgegen. Das Reich Gottes ist in Jesus Christus angebrochen, aber die Vollendung seines Reiches entscheidet Gott.
Die Konsequenz: Mit dem Scheitern leben, es aber nicht akzeptieren.
Dem Scheitern setzen die Menschen etwas entgegen, die um des Friedens willen loslassen können, wie Jesus sein Leben losgelassen hat. Letzten Endes aber kann der unzerbrechliche Frieden nur von Gott kommen. Bis heute befindet sich im Aachener Schatz Karls des Großen der „Olifant“, ein Jagdhorn, das aus einem Stoßzahn des Abul Abaz gefertigt sein soll.
Er ist ein Ausrufezeichen des Scheiterns und ein Fragezeichen:
Was schaffen unsere Hände auf dem Weg des Friedens?“