Es ist eisig. 20 verschneite Stufen führen in den ersten Stock. Ein enger Gang, es wird immer privater, ich muss falsch sein. Jetzt geht es nicht mehr weiter, entweder diese Tür oder zurück. Plötzlich, ein kleines rumpliges Fenster eröffnet: Einblicke in die museale „Weltenweihnacht“, geboren am Rand der Gesellschaft.
Was hat ein „Stille Nacht Museum“ zu bieten: Stille? Nacht? Und dafür Eintritt! Vielleicht wird ja auch „heilige Nacht“ geboten „und alles schläft“, aber für Euros? „Einsam wacht nur das traute hochheilige Paar“, das würde man sich schon eher was kosten lassen. „Voll der Gnade“ lässt sich museal sowieso nicht umsetzen und das „mit lockigem Haar“, na ja, in Salzburg geht das.
Ein Mann tritt auf, Museumsdirektor, -wächter, Kurator und Putzfrau in einer Person. „Kennen Sie Joseph Mohr, der lebte hier in der Steingasse.“ Und ich erfuhr von einer Kindheit ohne Vater, in Armut zwischen Tisch, Matratze und Herd. Aber dieser Ort stellte eigentlich nur ein Gefühl aus, das einen Priester veranlasste einen Text zu schreiben den weniger seine Lebensumstände diktierten, sondern den sein Vertrauen auf den kommenden Gott komponierte. Denn dieser Ort dokumentierte nur die Armut am Beginn des 19.Jh., wie sie unter den Salzschiffern der Salzach „normal“ war. Allerdings keines der Exponate war original, wer hebt schon Armeleutemöbel auf. Aber ein Gefühl ins Wort und dann zum klingen gebracht hatte hier seine Wiege: Auch in unruhigen Tagen zu hoffen auf eine Stille Nacht und mehr. Nur ein Gefühl.
Den Text „Stille Nacht, heilige Nacht“ schrieb Josef Mohr 1816 in Mariapfarr. Die Melodie komponierte Franz Xaver Gruber 1818.
Erschienen in: Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, Bonifatiusbote (Fulda), Der Sonntag (Limburg), Glaube und Leben (Mainz), Kirchenbote (Osnabrück), Kirchenzeitung (Hildesheim), Neue Kirchenzeitung (Hamburg), Tag des Herrn (Dresden), Tag des Herrn (Erfurt), Tag des Herrn (Görlitz), Tag des Herrn (Magdeburg), Dezember 2007