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Neid, eine Ortsbestimmung

Meistens fängt Neid mit Wahrnehmungen, konkreter noch mit Feststellungen an: „Der hat was!“ Dann kommt die Analyse: „Der hat was, was ich nicht habe!“ Neid gedeiht auf dem Nährboden subjektiver Wahrnehmungen, die im Vergleich mit anderen Menschen die Annahme befördern, selber Defizite zu haben. Kurz gesagt und wie schon milliardenfach ausgesprochen: „Der hat was, was ich nicht habe.“

So kommt der Neid auf das prächtigste gekleidet daher, nämlich im Gewand des anderen, jenem also, von dem du sagst: „Der hat was, was ich nicht habe.“

Bis hierhin schlummert der Neid eigentlich noch. Richtig wach macht ihn erst die quälende Frage: „Warum hat der, was ich nicht habe?“ Zuerst wird dann die Frage nach der Gerechtigkeit bemüht: „Ob das denn auch gerecht ist, dass der da hat, was ich nicht habe?“

Dann folgt die grundsätzliche Frage nach der Gleichbehandlung: „Wenn der das hat, dann steht mir das doch auch zu, ich habe doch ein Recht darauf, oder nicht?“

Eigentlich, muss man nun annehmen, ist Neid gar nicht vorgesehen. Denn würde das theoretische System der Gleichheit real funktionieren: „Dann hätte ich, was der andere auch hat, oder einen entsprechenden Ausgleich.“

Also, hätten alle, was man haben kann, gleich, dann wäre der Neid ausgerottet. Aber bis hier noch nicht bedacht, bei aller Gleichheit, ist der Unterschied zwischen Menschen bezogen auf ihre Talente, Fähigkeiten und Begabungen.

Aber würden selbst auch diese Gaben gleich verteilt werden, dann behielte Alexander Solschenizyn dennoch recht mit seiner Erkenntnis: „Es gibt immer Leute, die meinen, das Gras auf der anderen Seite des Zaunes sei grüner.“ Und somit bleibt wohl der Nährboden des Neides dieser: „Warum hat der es eigentlich grüner als ich, oder war es blauer?“

Erschienen in: Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, Bonifatiusbote (Fulda), Der Sonntag (Limburg), Glaube und Leben (Mainz), Kirchenbote (Osnabrück), Kirchenzeitung (Hildesheim), Neue Kirchenzeitung (Hamburg), Tag des Herrn (Dresden), Tag des Herrn (Erfurt), Tag des Herrn (Görlitz), Tag des Herrn (Magdeburg).
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