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„Qualitätssicherung Mensch“

Soziale Kompetenz mit Perspektiven in Kontext der Hochschulbildung

Anforderungsprofil einer Hochschule

Die Aufnahme eines Hochschulstudiums (Universität, Hochschule, Fachhochschule) bedeutet den Einstieg in ein relativ geschlossenes Bildungssystem deutscher Prägung, mit dem Anspruch, Europa- und Weltweit kompatibel zu sein. Für eine Hochschule ist daher das folgendes (fragmentarische) Anforderungsprofil wesentlich:

  • Führungsposition in Lehre und Forschung
  • Kompetenz der in Lehre und Forschung Tätigen
  • Attraktivität des Standortes, Standortfaktor
  • Wirtschaftlichkeit
  • Kompatible Strukturen und Lehrangebote
  • Weltweite Vernetzung und Partnerschaften
  • Innovationen
  • Darstellung von Lehre und Forschung
  • Studienleistung

Konsequenz für die Studierenden

Um diesen Ansprüchen der Wirtschaft an die Hochschulbildung auch in Zukunft kontinuierlich gerecht zu werden, also am Markt der Hochschulen nachgefragt zu bleiben, bedarf es einer andauernden Qualitätssicherung dieser eben genannten, unterschiedlich zu gewichtenden, Merkmale.

Für die Hochschulen ist Qualitätssicherung mit Blick auf ihre zukünftigen Studierenden überlebenswichtig, da die auf Expansion angelegte Wirtschaft, am eigenen Erhalt orientiert, ein klares Anforderungsprofil an ihre leitenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern legen muss, die fast ausnahmslos an den Hochschulen ausgebildet werden.

Diese aber sind die Hochschulabsolventen und Absolventinnen der Zukunft, nämlich Sie, aber nur dann, wenn Sie dem folgenden Anforderungsprofil ihrer zukünftigen Arbeitgeber entsprechen!

Anforderungsprofil an die Hochschulabsolventen

Für die zukünftigen Arbeitgeber sind folgende Merkmale der Hochschulausbildung wesentlich:

  • Hohes Fachwissen
  • Flexible Anwendungskompetenz
  • (Zukunftsorientierte interne Weiterqualifikation)
  • Team und Führungskompetenz
  • Image-Identifikation/Motivation

In Bewerbungsgesprächen und einstellungsorientierten Settings, wird immer häufiger die Frage nach dem Engagement vor und während des Studiums der Hochschulabsolventen gestellt, um einen Eindruck der Persönlichkeit und der sozialen Kompetenz des Bewerbenden zu erhalten.

Hier werden die sogenannten „Schlüsselqualifikationen“ angesprochen, wie :

  • Faire Argumentations- und Überzeugungstechniken/Vermittlungskompetenz
  • Lebensförderndes Führungs- und Entscheidungsmanagement
  • Effektive und kreative Teamfähigkeit
  • (allg. Kommunikationsbereitschaft)
  • Partnerschaftliches Konfliktmanagement
  • Selbstakzeptanz und Stressbewältigung
  • Interkulturelle Dialogfähigkeit

Allgemeine Zielsetzung

Letztendlich, bewusst verkürzt formuliert, geht es den Hochschulen sowie der Wirtschaft und somit auch der Politik um die Konkurrenzfähigkeit mit Blick auf Erhalt und das bedeutet: Expansion!

Wirtschaftswachstum ist der Garant für die Steigerung eines gesellschaftlichen Lebensstandards, der bei allen Beteiligten nicht zuletzt auch einen Machtfaktor darstellt.
Um dieses Ziel auch in Zukunft zu erreichen, bedarf es gebündelter Kompetenzen. Diese sollen in Zukunft auch Sie mitbringen, oder genauer gesagt, die Besten von Ihnen.

Sie haben es geschafft

Sie haben es geschafft, oder erhoffen es für die unmittelbare Zukunft und bringen die Zugangsberechtigung für ein Studium mit, Ihre, wie so schön gesagt, Hochschulreife. Sie sind oder werden reif, nicht für die Insel, sondern für ein Studium, von dem einige Hochschulabsolventen behaupten, es habe sie reif werden lassen für die Insel! Sie stehen nun vor der Möglichkeit, die nächste Qualifikation zu erwerben, eine weitere Grundlage für die Planung dessen, was Sie Ihre Zukunft nennen wollen. Zu Beginn eines Studiums füllen sich die Vorlesungssäle aber nicht nur mit „weiterzuqualifizierenden Abschlüssen“, sondern das Studium wird von Menschen angetreten, Persönlichkeiten, mit einem Abschluss (Abitur) zur Weiterqualifizierung, dem gesellschaftlich getragenen Bildungssystem entsprechend.

Sicherung ja, aber welcher Qualität?

Sie werden an Hochschulen ausgebildet, zu deren Qualitätssicherung Sie jetzt schon dadurch beitragen, dass Sie eingeschrieben sind, um nun weiter qualifiziert zu werden, damit Sie in Zukunft die Qualität eines Betriebes oder eines Dienstleisters sichern können, vielleicht ja sogar eines Anbieters, der einzig und allein das Produkt Qualitätssicherung vertreibt.

In unserer Gesellschaft ist es unbestritten, dass der Mensch einer Qualifizierung bedarf, um bestimmte Aufgaben auch kompetent lösen zu können. Qualifizierung aber hat immer bestimmte Merkmale, die überprüfbar sind.
Gott sei Dank muss der Mensch selbst, um Mensch sein zu dürfen, noch keinem, von Menschenhand entworfenen, Qualitätsmerkmal entsprechen. Noch reicht es aus, als solcher, sprich als Mensch, existenzberechtigt zu sein.
Um aber den Anforderungen einer Gesellschaft zu entsprechen, müssen ihre Mitglieder sich Qualifikationen unterziehen, die sie befähigen, die Qualität einer Gesellschaft zu sichern. Hier ist noch nichts darüber ausgesagt, ob diese „Qualität“ auch wirklich erstrebenswert ist, und darüber hinaus auch Zukunft sichert!

Ein alltägliches Beispiel, etwas pointiert, zum Thema der erwarteten Qualitäten:

Ich möchte und mit mir einige Millionen von Zeitgenossen, dass ich auf einen Knopf drücke, damit mein Computer startet. Startet er nicht, bleiben mir zwei bis drei Möglichkeiten, eine Fehlerquelle selbst auszumachen, um sie dann aus eigener Kraft beheben zu können.

Wenn der Computer dann immer noch nicht funktioniert, brauche ich qualifizierte Hilfe.

Ich muss wissen,
wer mir helfen kann,
wie ich ihn erreiche,
ob er den Fehler ausmachen kann,
ob er ihn dann auch beheben kann und wenn nicht,
ob er jemanden benennen kann, der den Fehler beheben kann
und wenn ja, ob er das denn überhaupt auch will
und ob er eine Gegenleistung erwartet
und ob ich die leisten kann
und wenn nicht, ob es jemanden gibt, der mir hilft diese Gegenleistung erbringen zu können.

Damit weiß ich aber nicht, ob ich meinen Computer morgen wieder nutzen kann. Also muss ich überlegen, da ich einen Computer brauche,
ob mir jemand einen PC leihen kann und zu welchen Konditionen,
ob ich in der Lage bin, diese Konditionen zu erfüllen
und wenn nicht, ob ich jemanden finde, der mir hilft, diese Konditionen zu erfüllen.

Vorher vergaß ich aber noch zu fragen, wo ich suchen muss, um jemanden zu finden, der mir helfen kann und wenn, ob der das dann auch tut und zu welcher Kondition und ob ich …

Fachkompetenz entfaltet sich im Rahmen sozialer Kompetenz

Zu all den hier angesprochenen „ob, wenn und aber“, gehören Menschen, die nicht nur die Kompetenz haben, einen Knopf zu reparieren. Hier sind Menschen mit der Kompetenz gefragt, in Systemen zu handeln und sie bedarfsorientiert zu steuern, Menschen mit Team- und Kommunikationsfähigkeiten, mit logistischer Kompetenz, Menschen die vermitteln, organisieren, intensivieren, operationalisieren, beraten und kontrollieren können, Menschen die ihren Stress nicht zu dem meinen machen, Menschen die mir Kapital zur Verfügung stellen, und Menschen, die mir gegebenenfalls über den Verlust meines alten PC hinweghelfen und so trösten, um nur einige Qualifikationen zu nennen.

Wenn Sie in Zukunft nur den besagten Knopf reparieren können, dann können sie eventuell zu wenig. Sie können in jedem Fall zu wenig, wenn Sie mehr wollen, als nur einen Knopf zu reparieren!

In Ihrem Studium, ob nun Elektrotechnik, Geowissenschaften, Medizin, Maschinenwesen, Architektur, Mathematik, Informatik, Chemie oder was Sie auch immer Sie studieren werden, werden Sie fundamentale und innovative Fachkenntnisse erwerben, aber trotzdem an der folgenden Frage nicht vorbeikommen:

Wie qualifiziere ich mich selbst,
der ich mehr bin als das Fachwissen,
was ich auch schon vorher wusste,
ich, der zukünftig in der beruflichen Tätigkeit mehr zu leisten hat,
als das, zu dem mein Fachwissen mich qualifiziert?

Auf diese Frage kann ich primär nur hinweisen, Ihnen aber nicht die Antwort geben. Wie Sie sich konkret qualifizieren müssen, ist allein Ihre Entscheidung (gemessen an der Herausforderung), die Sie auf dem Hintergrund Ihrer Biographie und der bisher erworbenen sozialen Kompetenz. entscheiden müssen.

Statement zu Mensch und Wissen

Wissen hat nur dann einen lebenspraktischen Wert, wenn es auf den Menschen bezogen angewandt wird. Die am Menschen orientierte Anwendung kann aber nur gelingen, wenn sie sich an den (manipulierbaren) Erwartungen des Menschen orientiert. Die Erwartung des Menschen aber lautet: Mein Leben soll gelingen. Die Erfordernisse dazu sind so unterschiedlich wie die Vorstellungen von einem gelungenem Leben selbst.

Wenn Sie sich, in welcher Disziplin auch immer, Fachkompetenz aneignen, dann geht das letztlich nicht ohne den Blick auf den Menschen.

Durch Forschung und Erkenntnis, eingebettet in Globalisierung (Europäisierung) verändert sich die Selbstwahrnehmung des Menschen. Die Gentechnik, Mikrotechnik, Robotertechnik sowie die Hirnforschung, um nur einige Bereiche zu nennen, im Kontext einer schnelllebigeren Zeit, stellen den Menschen vor eine Menge von Fragen, die in einer solchen Komplexität noch nie da gewesen sind.

Auch wenn Sie nicht für jeden einzelnen Menschen die Verantwortung übernehmen können und dürfen, stehen gerade Sie als speziell (aus-)gebildeter Mensch, besonders in der Mitverantwortung um die Geschicke einer Gesellschaft.

Konkret: Lehre und Forschung, sowie deren Nutzung, muss sich dem Menschen gegenüber verantworten.

Wer ist die Menschheit? Ist sie nur die Summe der Menschen einer Gesellschaft oder die der Weltbevölkerung, oder ist damit auch eine Verhältnismäßigkeit angesprochen?

Im Sinne einer gewollten und gerechten Bezogenheit können wir nicht von einer Menschheit sprechen. Die negativen Folgen des Handelns oder auch Nicht-Handelns privilegierter Nationen lässt negativ erfahren, wie sehr die Menschheit aufeinander verwiesen ist (Erwärmung des Weltklimas).

Die Frage nach dem Wohl der Menschheit, wenn es denn ein konkretes ist, kann nicht zeitlos beantwortet werden. Gerade die Forschung, deren Umsetzung und die Mehrung unseres Wissens hat Konsequenzen für das Wohlbefinden einer Menschheit.

Das Wohlbefinden der Menschen aber ist keine dauerhaft kollektive Wahrnehmung. Wohlbefinden ist eine subjektive Befindlichkeit, die jedoch wesentlich von dem Umfeld des Menschen abhängt.

Persönlich im Blick: Fach- und soziale Kompetenz

Wenn es nun um Sie ganz persönlich geht und somit um die Frage Ihrer Zukunft, mittelfristig im Studium, langfristig noch subjektiv zu entscheiden, dann möchte ich Sie einladen, folgenden Gedanken nachzugehen, im Kontext von Fachkompetenz und sozialer Kompetenz:

  • Welche Fähigkeiten und Talente bringe ich über meine Hochschulqualifikation hinaus mit?
  • Was möchte ich an mir verändern, und was will ich in jedem Fall erhalten?
  • Welche Ziele verfolge ich mit meinem Studium?
  • Welche Visionen der Zukunft, an deren Gestaltung ich mich beteiligen will, motivieren mich?
  • Wie sieht das aus mit meiner Selbstakzeptanz, stehe ich zu meinem Leben so wie ich es in mir spüre?
  • Welchen Wert messe ich dem Begriff „Karriere“ bei, und welche Bedeutung hat in diesem Zusammenhang für mich Gemeinschaft, Beziehung und Freundschaft?
  • Welche Werte, und der Glaube an was (…) trägt mich?

Fragen, die sich immer neu stellen

Diese Fragen muss ich mir auch heute immer wieder selbst stellen! Es reicht nicht, diese Fragen nur zu Beginn eines Studiums oder Lebensabschnittes zu stellen. Diese Fragen muss ich mir deshalb kontinuierlich stellen, um die Antworten, die ich in der Vergangenheit gab, an meiner gewandelten Gegenwart zu überprüfen.

Wesentliche Orte, an denen sich mit diesen Fragen auseinandergesetzt wird, sind oft nicht die Hochschulen, sondern Orte des Lernens, Weiterentwickelns und Erfahrens sozialer Kompetenz! Orte, an denen sich Studierende gemeinsam viele dieser Fragen bewusst stellen.

So zum Beispiel studentische Vertretungen wie Fachschaften und Asten, Einrichtungen wie die katholische und die evangelische Hochschulgemeinde oder andere Orte, an denen soziale und auch politische Kompetenz gestaltet werden kann.

Es ist bei Bewerbungsgesprächen nicht ausreichend, auf die Frage „Was haben Sie über das Studium hinaus noch gemacht?“ zu antworten: „Ich habe doch studiert, reicht das nicht?“ Nein, das reicht nicht, nicht nur bei einer Bewerbung nicht, es reicht auch nicht für eine verantwortete Gesellschaft mit Zukunft!

Dieser Vortrag wurde am 27. Juni 2001 um 10:00 Uhr im Hörsaal Fo 8 des Kármán-Auditoriums anlässlich des „dies academicus“ der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen gehalten. Der „dies academicus“ ist ein rege besuchter Studieninformationstag der Hochschule für künftige Studierende, in dessen Rahmen sich Institute auf sog. Fachbereichsinseln, Studiengänge und hochschulnahe Einrichtungen, wie die KHG, präsentieren. Fachvorträge runden diesen Tag ab.

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