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Ihre Gesundheit liegt uns am Herzen

Faxbox-Predigt vom 14.11.1998

„Ihre Gesundheit liegt uns am Herzen!“
So lautet der Werbeslogan eines bekannten Pharmakonzerns. Es klingt schon fast rührend, wie sich da „jemand“ um unsere Gesundheit bemüht. Diese Bemühungen sind auch durchaus ernst gemeint, wenn man die Tatsache in Betracht zieht, dass 1992 in der Bundesrepublik Deutschland bereits schon 312 Milliarden Mark für die Gesundheit ausgegeben wurden. Damit aber nicht genug. Gesund bleiben oder werden kostet immer mehr, wie uns die Zahlen von 1994 belegen. Der aktuelle Gesundheitsbericht für Deutschland weist hier eine Steigerung um 23 Milliarden Mark auf und das bedeutet: 1994 kostete Gesundheit 345 Milliarden Mark; Tendenz steigend. Da bleibt nur zu sagen, auch die Pharmaindustrie lässt sich ihre Sorge um unsere Gesundheit gut bezahlen.

Aber Gesundheit kostet ja nicht nur unsere Kassenbeiträge. Da gibt es noch Rezeptgebühren, Anteilszahlungen bei bestimmten Anwendungen, Erkältungen kostet nochmals extra und die Knoblauchpille sowie der Gesundheitstee will ja auch aus unserer privaten Schatulle bezahlt werden. Gesundheit ist eben ein von allen gehegter Wunsch, beziehungsweise gesund werden!

Aber auch mit Geld ist Gesundheit nicht immer zu haben. Viele Menschen leiden oft fast unerträglich an unheilbaren Krankheiten. Kein Medikament, keine Therapie kann wirklich heilen. Die eigene Gesundheit wird nur noch zur Erinnerung. Gerade die Erinnerung ist oft für viele Menschen im hohen Alter das einzige, was bleibt, während der Tod täglich an die Türe des kranken und alternden Lebens klopft, unentschieden wann er eintreten soll.

Jung und krank sein bedeutet oft leistungsunfähig zu sein und das wiederum hat zur Folge, den Idealen unserer Gesellschaft – Kraft, Schönheit und Erfolg – nicht entsprechen zu können. Alt und krank sein bedeutet oft Isolation und das hat zur Folge in unserer Gesellschaft einfach nicht mehr vorzukommen, denn auch ein alter Mensch hat schließlich noch vital zu sein und das mit der Kraft der „zwei Herzen“, so die Sorge der Pharmaindustrie.

Doch diese Maßstäbe jung und gesund zu sein oder alt und vital zu sein sind uns in der Selbstmitteilung Gottes in Jesus Christus nicht zugesagt. Wo steht in der Bibel verlässlich, dass unsere durchschnittliche Lebenserwartung zwischen 67 und 73 Jahren liegt? Wo steht überhaupt geschrieben, dass wir alt werden sollen und was bedeutet es eigentlich:

Ca 40 Jahre zur Zeit Jesu, 50 Jahre im Zeitalter der Industrierevolution, 45 Jahre in einigen afrikanischen Staaten heute, so das dortige Durchschnittsalter oder das „Methusalemalter“ von über 100 Jahren wie es wenige Menschen auch heute noch erreichen?

Was heißt „Gesund sein“? Keine Krankheiten zu spüren oder „die Krankheiten der Nachbarn zu haben“, wie ein Sprichwort sagt. Bedeutet Behinderung krank zu sein? Wo liegen die Grenzen zwischen physischer und psychischer Krankheit, zwischen schwer krank sein und weniger krank sein?

Gesundheit ist und bleibt ein unschätzbarer Wert, und wer wirklich krank ist oder qualvoll alt wird, leidet, das ist keine Frage. Aber unsere Definitionsversuche von gesund und krank, alt und jung, vital und gebrechlich sind nicht die Kategorien, in denen Jesus vom Leben spricht. Jesus lässt sich auch nicht auf die Diskussion ein, in welchen Kategorien zwischenmenschliche Beziehungen – wie die Ehe – im Himmel weiter existieren werden (so unser heutiges Evangelium). Menschliche Definitionen, Einschätzungen und Kategorien reichen nicht aus, um das zu fassen, was Jesus uns zum Thema Leben geoffenbart hat. In jeder Phase der Veränderung menschlichen Lebens ist Gott auf der Seite des sich verändernden Lebens. Die Entfaltung des Lebens, so wie der Mensch es in sich spürt, die Entfaltung des Lebens in seiner Veränderung und zwar in allen nur erdenklichen und auch gefürchteten Formen, jeder Augenblick des Lebens auch wenn er noch so kurz ist, ist das Leben, das Gott meint wenn er sagt: „Ich bin kein Gott von Toten sondern von Lebenden“. Er ist der Gott der Lebenden in aller Entfaltung und Veränderung des Lebens. Gott ist auf der Seite meines Lebens in jedem seiner Augenblicke und er bleibt in meinem Leben auch wenn über mich eines Tages, und ich hoffe nicht so bald, gesagt wird, er ist tot! Gott will selbst diese Definition des Menschen „er ist tot“ nicht auf unser Leben, für die Zukunft bestimmt anwenden, weil er eben nicht der Gott von Toten sondern von Lebenden ist, jenseits unserer Definitionen.

Diese Zusage kann uns kein Pharmakonzern machen, ebenso ist sie keine leistbare Leistung welcher Krankenkasse auch immer und in Pillenform gibt es diese Botschaft auch nicht. Diese Botschaft können wir nur hören und glaubend annehmen. Sie lindert nicht zwangsläufig Schmerzen, schützt uns nicht vorm Altern und bewahrt uns auch nicht vor dem, was wir Menschen den Tod nennen. Aber sie sagt in jedem Augenblick des Lebens einem jeden Menschen: „Ich bin der Gott von den Lebenden“.

Diese Zusage Gottes allerdings verlangt von jedem Menschen, dass wir mit Würde und Hochachtung auf die Entfaltungen und Veränderungen unseres und des Lebens der anderen achten und dass wir mit dazu beitragen, dass jedes wie auch immer entfaltete und entwickelte Leben gewollt und geschützt ist. Bis zu dem Augenblick, an dem unsere Kategorien, Einschätzungen und Definitionen ganz ausgedient haben. Ab diesem Augenblick des Lebens hat nur noch Gott ein Wort, das Wort. „Ich bin der Gott von den Lebenden.“

Ein – aufschließender Ge-Danke:

Zwölf Anzeigen – nur ein Danke

Mit 103 Jahren schrieben sie, er hat zwei Jahrhunderte erlebt und ist entschlafen.

Mit 87 Jahren schrieben sie, nach einem reifen Leben verblichen.

Mit 79 Jahren schrieben sie, zu früh und unerwartet.

Mit 62 Jahren schrieben sie, aus voller Schaffenskraft herausgerissen.

Mit 50 Jahren schrieben sie, Gott hat es so gewollt.

Mit 41 Jahren schrieben sie, er ist von uns gegangen.

Mit 30 Jahren schrieben sie, das Schicksal hat ihn uns vergönnt.

Mit 21 Jahren schrieben sie, zu jung hat es ihn weggerafft.

Mit 15 Jahren schrieben sie, er hatte doch sein ganzes Leben noch vor sich.

Mit 9 Jahren schrieben sie, nach Augenblicken wurde er uns genommen.

Mit 4 Jahren schrieben sie, nach dem unermesslichen Ratschluss Gottes.

Mit 2 Monaten schrieben sie, danke für dieses Leben, auch wenn es kurz war.

Diese Ansprache erschien als Faxbox-Predigt des Bergmoser + Höller Verlags. „Zwölf Anzeigen – nur ein Danke“ aus: „Für mich ist was drin – Ein Adventskalender für Erwachsene““ erschienen beim Bergmoser + Höller Verlag, 1998.

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