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22. Sonntag im Jahreskreis 2011

Mt 16, 21-27

So klingt eine verbale Ohrfeige! Jesus weist Petrus den Apostelfürsten zurecht: „Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen, (…) denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.“ (Mt 16, 23b)

Petrus wollte doch nur das richtige tun, sprich aus dem glaubenden und verstehenden Herzen heraus im Sinne Jesu zu handeln. Dumm gelaufen lieber Petrus!

Liebe Leserinnen und Leser, nun sind wir nicht so prominent wie der Fels, obwohl uns ja eines mit ihm mindestens verbindet, nämlich unser Bemühen in der Nachfolge Jesu zu stehen. Allerdings ist Nachfolge in unserer Kirche heutzutage auch gar nicht so einfach, denn schnell sind Kritiker auf dem Plan die die Richtigkeit dieser oder jener Art der Nachfolge bestreiten. Und somit ist nicht ein Disput zwischen dem historischen Jesus und seinen „Nachfolgern“ losgetreten, sondern ein Disput der Nachfolger untereinander, die alle meinen richtig zu liegen. Da haben wir rechte und linke Christen, eine Kirche von unten und von oben. Da gibt es die Papsttreuen, die Reformchristen, jene die einfach Jesus nur lieben usw.

Hinzu kommen noch Christen die im Besonderen  jeder liturgischen „Bewegung“ – wohin auch immer – misstrauen. Da werden dann zähnefletschend liturgische „Vorlieben“ verteidigt zwischen jenen die ein priesterlicher „Rücken entzückt“, und anderen die den  priesterlichen „Bauch frontal“ bevorzugen.

In der „Gemeinschaft“ der katholischen Christen scheint der Wille zur Einheit immer mehr zu scheitern an der oft erbittert ausgelebten Frage nach Recht und Unrecht.

Hat Recht wer sich geschickt in den Medien positioniert oder der, der eher im Stillen agiert? Sprechen Mehrheiten Recht oder Ämter? Führt demokratisches Verhalten zum Recht oder willkürlich herausgegriffenen Traditionsmomente? Hat alles Neue Recht oder alles Alte. Schaffen herzlose Kompromisse Recht.

Ich merke immer mehr, dass es nicht gehen kann um die Richtigkeit einer Form, einer Sprache, einer Erkenntnis, einer Haltung, einer Tradition, einer „Modernisierung“, einer Kleidung, einer Struktur usw. Wer nur darauf schaut muss streiten und sein mutmaßliches Recht erkämpfen und somit Verlierer  wollen, also Menschen zurücklassen.

Deswegen bewegt mich nicht primär das Motiv der Rechtssuche, obwohl es mir, verstehen Sie mich nicht falsch, schon um das „Richtige“ geht.

Wichtiger ist mir die Frage: Was führen wir im Sinn? Es geht mir um das wirkliche Motive, das die Suche nach Recht bewegt und das kann sich nicht im reinen Rechthaben erschöpfen.

So wird die Suche nach Recht zum Austausch, einem einander SICH mitteilen unter erfahrungsbereiten und lernfähigen Christen.

Folgende Fragen könnten diesen Austausch motivieren: Was brauchst du, was gibt Sicherheit, auf was kannst du nicht verzichten und warum, was macht mich stark, wie nehmen wir einander mit …

Mit dem Recht haben wollen in unserer Kirche ist schon so manches Unrecht geboren worden. Und jeder einzelne in unserer Kirche sollte sich vor Augen halten: Wenn Jesus schon einen angehende Papst des Unrechts bezichtigt, dann wird er vor uns wohl auch nicht zurückscheuen. Vielleicht sollten wir, bis es eine ewige Rechtssicherheit geben wird eher auf die gemeinsame Frage setzen: Was brauchst du in unserem gemeinsamen Haus des Glaubens?

Erschienen  in: Katholische SonntagsZeitung für Deutschland, 28. August 2011
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